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Gonarthrose Stammzelltherapie nur in Ausnahmefällen

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Die Evidenz für den Nutzen der Stammzelltherapie bei Gonarthrose ist dünn – konservative Maßnahmen sind nach wie vor das Mittel der Wahl. Die Evidenz für den Nutzen der Stammzelltherapie bei Gonarthrose ist dünn – konservative Maßnahmen sind nach wie vor das Mittel der Wahl. © iStock/Ralf Liebhold
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Knorpeldefekte bei Kniearthose lassen sich möglicherweise durch Stammzelltransplantation decken, doch ist die Beweislage nach wie vor dünn.

Bei Kniearthrose empfehlen Experten konservative Maßnahmen als Behandlung der ersten Wahl. Dazu gehören – nach ausführlicher Aufklärung des Patienten über Krankheitsentstehung und -verlauf – vor allem körperliches Training und ggf. eine Gewichtsabnahme. Eventuell kommen intra­artikuläre Injektion von Glukokortikoiden, Hyaluronsäure oder plättchenreichem Plasma infrage. Der Ersatz des Kniegelenks durch eine Teil- oder Totalprothese stellt die allerletzte Option dar, erklären Dr. Tom Wiggers von der Abteilung für Sportmedizin am ­St.-Anna-Hospital im niederländischen Geldrop und seine Kollegen.

Als weniger invasive Möglichkeit ist zudem seit einiger Zeit die Stammzelltherapie im Gespräch. Sie soll zur Regeneration des Knorpels auf den Gelenkoberflächen führen. Doch funktioniert das auch? Dr. Wiggers und Kollegen wollten es wissen und haben eine Reihe aktueller Veröffentlichungen zum Thema ausgewertet.

Die Forscher fanden insgesamt 14 randomisierte kontrollierte Studien, die die Wirksamkeit einer Behandlung mit autologen mesenchymalen Stammzellen bei Kniearthrose untersucht hatten. Insgesamt kamen sie auf 408 Patienten, die eine oder mehrere Stammzellinjektion(en) ins Kniegelenk erhalten hatten – teils in Kombination mit anderen Therapien. Dazu kamen 300 Kontrollen mit den unterschiedlichsten Vergleichsbehandlungen (z.B. Hyaluronsäure, Kochsalzlösung, Sporttherapie oder Placebo). Die Stammzellen stammten aus dem Knochenmark, dem Fettgewebe oder dem peripheren Blut nach Aktivierung mit Wachstumsfaktoren.

Nach einem Jahr hatten sich in den Stammzell-Gruppen fast drei Viertel der jeweils untersuchten klinischen Endpunkte verbessert. Allerdings wurden zur Messung des Therapieerfolgs unterschiedliche Methoden herangezogen: Teilweise erhoben die Primärautoren den Stand anhand von validierten Fragebogen, in denen die Patienten Einschränkungen bei verschiedenen Aktivitäten angaben, teils verwendeten sie Schmerzskalen. Darüber hinaus zeigten mehrere Arbeiten auch eine Besserung der Arthrose auf Röntgen- bzw. MRT-Aufnahmen.

Schwere Nebenwirkungen traten in keiner Studie auf

Allerdings, so Dr. Wiggers und Kollegen, war die Evidenz in allen Studien von geringer bis sehr geringer Qualität. Durch die heterogenen Behandlungen, die verschiedenen Stammzellquellen und die uneinheitlichen Outcomes lässt sich daher keine belastbare Schlussfolgerung zur Stammzelltherapie ziehen. Deshalb sei sie bei Gonarthrose allenfalls zu erwägen, wenn alle anderen konservativen Maßnahmen versagt haben und die Prothesenimplantation nicht infrage kommt oder zumindest hinausgeschoben werden soll.

Bemerkenswert sei jedoch, so die Dr. Wiggers und Kollegen weiter, dass keine Studie schwere Nebenwirkungen einer Stammzellinjektion beschreibt. Doch könne dies nur für maximal vier Jahre gelten, denn längere Nachbeobachtungszeiträume gab es nicht.

Quelle: Wiggers TGH et al. Br J Sports Med 2021; DOI: 10.1136/bjsports-2020-103671