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Stromstöße gegen chronische Verstopfung

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp

Durch die Stromstöße lockert sich der Darm. Durch die Stromstöße lockert sich der Darm. © iStock/AndreyPopov
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Patienten mit chronischer funktioneller Verstopfung kann mit Laxanzien oft nicht ausreichend geholfen werden. Eine neue Studie weckt nun die Hoffnung, dass Stromstöße den Darm wieder auf Trab bringen könnten.

Nicht jeder Patient mit chronischer Obstipation spricht ausreichend auf Laxanzien oder eine Lebensstiländerung an. Eine neue Option bietet die transabdominale elektrische Interferenztherapie. Der dafür erforderliche Stromfluss wird über vier an der Vorder- und Rückseite des Unterkörpers diagonal zueinander angebrachte Elektroden erzeugt, die leicht phasenversetzt Strom mit einer Frequenz von 80–160 Hz abgeben. Durch die Phaseninterferenz wird eine für die Darmstimulation ausreichende schmerzfreie „Stromdosis“ erzeugt. Die oberflächlichen sensorischen Nerven werden dagegen nur minimal stimuliert.

Laxanzienbedarf um mehr als die Hälfte reduziert

Einbezogen in die Studie waren Frauen im Alter zwischen 19 und 67 Jahren, die über mindestens sechs Monate nicht mehr als zweimal pro Woche eine spontane Darmentleerung hatten. Randomisiert und einfachblind wurden sie der Interventionsgruppe mit der Verum-Stimulation (n=17) oder der Kontrollgruppe (n=16) mit einer Schein-Stimulation zugewiesen und sollten dann jeweils eine Stunde pro Tag die Elektroden ansetzen.

Nach sechs Monaten hatten deutlich mehr Frauen der Interventionsgruppe den primären Studienendpunkt erreicht, definiert als mindestens drei spontane Stuhlentleerungen in der Woche (53 vs. 12 %). Auch bei den sekundären Endpunkten Verstopfungssymptomatik und Lebensqualität ergaben sich signifikante Unterschiede zugunsten der Verum-Stimulation.

Bei 66 % unter der Stromtherapie sank der Laxanzienbedarf um mehr als die Hälfte (vs. 14 % in der Scheinstimulationsgruppe). Die Verbesserungen bestanden auch noch drei Monate nach Interventionssende, Nebenwirkungen traten nicht auf.

Quelle: Moore JS et al. Aliment Pharmacol Ther 2020; DOI: 10.1111/apt.15642