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Neurodermitis Tabakkonsum wirkt sich auf Schwere und Verlauf aus

Autor: Dr. Susanne Gallus

Rauchen spielt bei vielen Krankheiten eine Rolle. Bei Neurodermitis sorgt Tabakkonsum für eine höhere Krankheitsaktivität. Rauchen spielt bei vielen Krankheiten eine Rolle. Bei Neurodermitis sorgt Tabakkonsum für eine höhere Krankheitsaktivität. © iStock/MmeEmil
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Genetische Veranlagung und Trigger: Die Genese der atopischen Dermatitis ist multifaktoriell. Etwas scheint aber nicht nur die Entstehung, sondern auch die Krankheit selbst spezifisch zu beeinflussen – das Rauchen.

Triggerfaktoren spielen bei der atopischen Dermatitis (AD) keine unwichtige Rolle. Und passives oder aktives Rauchen ist, wie Studien zum Auftreten der Erkrankung klar gezeigt haben, einer davon. Dr. Anna Pilz von der Abteilung für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, TU München, und Kollegen nahmen dies zum Anlass, Fälle aus dem TREATgermany-Register etwas genauer zu betrachten. Gibt es Punkte, in denen sich die AD von Rauchern und Nichtrauchern unterscheidet?

908 registrierte Patienten hatten Angaben zu ihrem Rauchstatus gemacht. Als Raucher definierten die Wissenschaftler alle Patienten, die in den vergangenen zehn Jahren geraucht hatten oder es gegenwärtig noch taten, ungeachtet der Menge – insgesamt kamen sie auf 352 Personen. Abstinenzler und Konsumenten wurden miteinander ver­glichen u.a. hinsichtlich Zeitpunkt der Erstdiagnose, objektiviertem SCORAD*, PGA**, Komorbiditäten, Gesamt-IgE sowie Angaben zu Juckreiz, Exazerbationen etc.

Verteilungsmuster ändert sich mit dem Rauchstatus

Dass sich das Verteilungsmuster der AD-Läsionen mit dem Alter oft verändert, ist bekannt. Einen Einfluss darauf scheint aber auch der Nikotinstatus zu haben. Raucher berichteten häufiger über Läsionen an den Füßen, insbesondere wenn sich die atopische Dermatitis erst im Erwachsenenalter manifestiert hatte (Odds Ratio 2,5). Dagegen waren die Beuge­seiten bei ihnen verglichen mit den Nichtrauchern seltener betroffen (OR 0,32).

Obwohl in der Rauchergruppe die IgE-Spiegel höher lagen, gab es unter ihnen nicht signifikant mehr atopische Komorbiditäten, wie Hausstauballergien oder Asthma bronchiale. Allerdings waren Raucher bei der Erstdiagnose eines Asthmas im Schnitt ca. vier Jahre jünger. Sowohl EASI und durchschnittlicher objektivierter SCORAD als auch die SCORAD-Items Erythemschwere, Ödemen, Lichenifizierung und Hauttrockenheit unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht. Was die SCORAD-Items Nässen/Verkrustungen und Exkoriationen anbelangte, lagen die Raucher vorne. Zudem berichteten sie von einer insgesamt schlechteren Krankheitskontrolle. Bezogen auf einen Zeitraum von zwölf Wochen hatten Raucher ihre Krankheit im Schnitt an sechs Tagen weniger als „gut kontrolliert“ eingestuft.

Intention to TREAT

TREATgermany ist ein klinisches Register unter der Schirmherrschaft von DDG und DGAKI, dass deutschlandweit AD-Patienten mit moderaten bis schweren Krankheitsverläufen erfasst. Ziel ist es, eine bessere Datengrundlage für zukünftige Studien zu schaffen, sowohl bezüglich der Krankheit selbst als auch hinsichtlich der Patientenversorgung. Gestartet wurde das Forschungsregister 2016 als Folgeprojekt von TREATeczema. Mittlerweile beinhaltet es Daten von 921 Patienten aus 39 dermatologischen Zentren. Seit 2020 können bei TREAT­kids auch Kinder und Jugendliche registriert werden. Weitere Infos unter: http://www.treatgermany.org

Die Intensität des Juckreizes, jeweils angegeben für die vorausgegangenen drei Tage, stuften Raucher auf der numerischen Skala insgesamt höher ein (5,9 vs. 2,9). Vorne lagen Raucher auch beim Vergleich der PGA-Scores. Nach Einschätzung der Ärzte zeigte sich allerdings lediglich eine leichte Tendenz zu höheren Werten. Insgesamt deuten Juckreiz, schwerere Läsionen und die im Schnitt schlechtere Krankheitskontrolle auf eine höhere Krankheitsaktivität bei Rauchern mit AD hin, schließen die Wissenschaftler. Was die jeweiligen Therapien der Patienten betraf, ließen sich keine Unterschiede feststellen.

* Scoring of Atopic Dermatitis
** Patient‘s Global Assessment

Quelle: Pilz AC et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2021; DOI: 10.1111/jdv.17789