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Nachsorge von Notfällen Telemedizin gegen Face-to-Face

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Eine persönliche Follow-up-Untersuchung nahmen 70 % in Anspruch, einen telemedizinischen Termin 30 %. (Agenturfoto) Eine persönliche Follow-up-Untersuchung nahmen 70 % in Anspruch, einen telemedizinischen Termin 30 %. (Agenturfoto) © Kawee – stock.adobe.com
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Telemedizin soll die Patientenversorgung verbessern. Doch die Kontrolle aus der Ferne funktioniert nach ambulanten Notfallkontakten offenbar nicht.

Viele Patienten, die mit einem akuten Problem in die Notaufnahme kommen, benötigen zunächst keine Behandlung im Krankenhaus. Sie sollten allerdings ambulant weiter beobachtet werden. Dies erleichert die Einschätzung, ob sie vielleicht doch noch eine stationäre Therapie brauchen, und trägt auf der anderen Seite dazu bei, unnötige künftige Hospitalisierungen zu vermeiden.

Dr. Vivek Shah vom Harbor-UCLA Medical Center und Kollegen wollten wissen, inwieweit diese Art von Nachsorge über tele­medizinische Follow-up-Termine funktioniert. Sie ver­glichen die Online-Strategie mit herkömmlichen persönlichen Konsultationen bei einem niedergelassenen Allgemeinmediziner – jeweils innerhalb von 14 Tagen nach dem notfallmäßigen Klinikbesuch. In ihre retrospektive Kohortenstudie schlossen sie insgesamt knapp 17.000 Ambulanzbesuche erwachsener Patienten ein.

Kriterium für eine erfolgreiche Nachsorge war die Zahl wiederholter Notfallkonsultationen und Hospitalisationen innerhalb von 30 Tagen. Eine persönliche Follow-up-Untersuchung nahmen 70 % in Anspruch, einen telemedizinischen Termin 30 %. Zu einer erneuten Notfallkonsultation kam es in 17 % der Fälle, zu einer Hospitalisierung in 4 %.

Der Studie zufolge erfüllten die telemedizinischen Termine ihre Aufgabe nicht: Statt Folgekonsultationen zu vermeiden, kam es sogar zu 28,3 mehr erneuten Besuchen in der Notfallambulanz und 10,6 mehr Krankenhausaufnahmen pro 1.000 Patienten als nach den persönlichen Patienten-Arzt-Kontakten. Daran änderte sich auch nach Bereinigung um Komorbiditäten und sozio­demografische Faktoren nichts.

Im Kommentar zur Studie plädiert Prof. Dr.  Charlie  Wray von der Abteilung für Krankenhausmedizin, University of California, dafür, diese Ergebnisse nicht als Todesstoß für die Telemedizin in dieser speziellen Situation zu betrachten. Vielmehr sei es an der Zeit genauer zu untersuchen, wie digitale Technologien besser genutzt werden können.

Quellen:
1.  Shah VV et al. JAMA Netw Open 2022; 5: e2237783; doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022:37783
2. Wray CM. JAMA Netw Open 2022; 5: e2237790; doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.37790