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Testportfolio für das multiple Myelom wird wachsen

Autor: Friederike Klein

Eine Deletion 17p ist nicht wie die andere. Eine Deletion 17p ist nicht wie die andere. © iStock/koya79
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Die Kriterien für ein hohes Risiko haben sich beim multiplen Myelom sukzessive verändert. Immer mehr zytogenetische Alterationen werden identifiziert. Dabei kommt eine Genveränderung häufig nicht alleine – oder sie wird moduliert.

Um das Risiko eines multiplen Myeloms einzuordnen, empfiehlt Professor Dr. Mascha Binder, Universitätsklinikum Halle, derzeit folgende Kombination: Neben b2-Mikroglobulin und Albumin für die Risikoeinstufung nach dem Internationalen Staging System ISS sollte die Laktatdehydrogenase als weiterer Risikofaktor im Blut getestet werden. Darüber hinaus sollte mit der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) immer auf das Vorhandensein der Deletion 17p (del17p), die Translokationen t(4;14), t(14;16) sowie 1q-Zugewinne getestet werden.

„Allerdings wird sich das Testportfolio in den kommenden Jahren sicher verändern“, betonte Prof. Binder. Denn: Schon jetzt ist klar, dass die Betrachtung der Alterationen alleine zu einfach ist. So führt die del17p zur Ausschaltung eines TP53-Allels. Damit ist das Gen aber nicht völlig inaktiviert. Erst wenn auf dem zweiten Allel eine Mutation auftritt, kann es durch den biallelischen Verlust zur kompletten Inaktivierung kommen. Die Folge: eine ungebremste Tumorzellproliferation.

Regulation läuft nicht nur über das Gen selbst

Die Häufigkeit einer biallelischen Deletion nimmt mit zunehmendem Stadium des Myeloms zu. Bei der Plasmazell-Leukämie weisen dann 50–75 % der Patienten eine del17p und bis zu 25 % eine TP53-Mutation auf, so die Referentin. Der zusätzliche Erwerb einer TP53-Mutation könne zum Teil die ganz unterschiedlichen Verläufe von Patienten mit del17p erklären.

Hinzu kommt: Das normale TP53-Allel kann auch durch die Methylierung des Promotors oder eine aberrante Regulation durch miRNA inaktiviert sein. Um all diese Aspekte der TP53-Regulation zu erfassen, kann die Klongröße über FISH als Surrogatparameter und praktikable Richtgröße verwendet werden, erläuterte Prof. Binder.

Solche komplexen Zusammenhänge gebe es nicht nur für del17p, sondern auch für t(4;14) oder 1q-Zugewinne. Entsprechend schwer tun sich Experten damit, einen Konsens über Hochrisikokriterien festzulegen. Patienten mit einem „Double hit“ werden inzwischen als besondere Hochrisikogruppe angesehen. Dahinter verbirgt sich ein ISS3 zusammen mit einer biallelischen TP53-Inaktivierung oder mit vier oder mehr Zugewinnen von 1q. 

Quelle: DGHO-Jahrestagung 2019