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Tipps fürs Management der Neurodermitis

Autor: Dr. Susanne Gallus

Die Fotodokumentation der Neurodermitis ist zwar bequem, aber nicht zwingend regresssicher. Die Fotodokumentation der Neurodermitis ist zwar bequem, aber nicht zwingend regresssicher. © Henrie – stock.adobe.com
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Eltern, die sich zum Teilzeitmediziner berufen fühlen, Zeitnot in der Praxis, Regresse, weil die Dokumentation nicht lege artis erfolgt ist: Neurodermitispatienten zu behandeln kann durchaus stressen. Wie es gelingt, die persönliche Belastung zu mindern, erklärte eine Dermatologin.

Wenn Sie bei Patienten mit Neurodermitis eine Systemtherapie erwägen, müssen Sie auf Komorbiditäten und andere Medikamente achten. „Lassen Sie sich die Vorbefunde mitbringen“, riet die niedergelassene Dermatologin Dr. Beate Schwarz aus Langenau ihren Kollegen. Dadurch bleibt mehr Zeit für die Bestimmung des Schweregrades mittels Eczema Area and Severity Index (EASI). „Denn das müssen wir machen, um regress­sicher zu sein“, betonte sie. Eine Fotodokumentation sei zwar oft bequemer, ersetze aber im Ernstfall den EASI nicht.

Das Routine-Scoring der Assistentin überlassen

Übrigens: Bei Kontrollterminen überlässt die Dermatologin die generelle Erhebung des Scores in der Regel angelernten Assistentinnen und überprüft den Wert an dem am schwersten betroffenen Areal. „Keiner von uns hat Zeit, das jedes Mal selbst zu machen“, gab sie zu. Nur wenn ihr eigener Eindruck nicht mit dem notierten Wert übereinstimmt, scored sie noch einmal persönlich.

Erst wenn die o.g. Punkte abgehakt, Blutuntersuchung und Impfcheck erfolgt sind, geht es weiter mit Medikamentenwahl und Therapieplan. Man sollte besonders darauf achten, dass die Intervalle zwischen den Kontrollterminen eingehalten werden. Sobald Sie Intervalle verschieben, sind Sie bei der Systemtherapie off label, warnte die Referentin.

Um sich vor möglichen Regressansprüchen zu schützen, benutzt Dr. Schwarz ihr „schwäbisches Chargendokumentationsblättle“: Auf dem Ausdruck werden Chargennummer des Präparats (bei Biosimilars sowieso obligatorisch), Injektionsabstände und ggf. Gründe für das Verschieben der (Eigen-)Injektion notiert. Der Patient bzw. seine Eltern füllen es aus und geben es beim nächsten Kontrolltermin wieder ab.

Bloß keine Scheu vor Impfungen!

Generell gilt: „Es gibt keine studientechnischen Zusammenhänge zwischen der Erstmanifestation der atopischen Dermatitis und Impfungen“, betonte Dr. Schwarz. Auch Hühnereiweißallergiker dürfen geimpft werden. Bei hohem Eiweißgehalt der Vakzine, wie bei Grippe- und Gelbfieberseren, sollten die Patienten nach der Applikation einige Zeit nachbeobachtet werden. Im akuten Neurodermitis-Schub empfehlen sich Impfungen allerdings nicht, man wartet besser 14 Tage ab. Wichtig: Bevor eine immunmodulatorische Therapie beginnt, sollte der Patient gemäß den STIKO-Empfehlungen durchgeimpft sein.

Ein eher generelles Problem bei Patienten mit atopischem Ekzem: Anders als z.B. Psoriatiker kommt diese Klientel in der Regel sehr gut „begoogelt“ daher, wie Dr. Schwarz es beschrieb. Insbesondere Eltern von Betroffenen informieren sich vorab online und sind zudem oft eher anthroposophisch orientiert. Begleitende edukative Therapien seien deshalb von Bedeutung, so die Hautärztin. Durch sie könne die jeweilige Behandlung besser an die kranken Kinder und die „atopischen“ Eltern herangetragen werden.

Weniger Beschwerden im späten Kindesalter

Zum Begleitangebot gehören zudem psychosoziale Schulungen und Therapien, Ernährungsberatung sowie die Klimatherapie. Übrigens: „Es stimmt nicht, dass die meisten Kinder mit Neurodermitis ihre Erkrankung einfach so verlieren, sie sich also rauswächst“, gab Professor Dr. Stephan Weidinger von der Universitäts-Hautklinik Kiel zu bedenken. Vielmehr sei es normal, dass das atopische Ekzem in der Adoleszenz zurückkehre, nachdem die jungen Patienten im späten Kindesalter üblicherweise wenig Beschwerden hatten.

Kongressbericht: Dermatologie KOMPAKT & PRAXISNAH