
Crohn-OP bitte früher! Viele Crohn-Operierte wünschten, sie hätten den Eingriff früher vornehmen lassen

Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) haben meist eine lange Krankheitsdauer vor sich. Lebensqualität und patientenberichtete Endpunkte stehen bei ihnen im Fokus der Behandlung, betonte PD Dr. Maximilian Sohn vom Isar Klinikum in München. Bei Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn und begrenzter Krankheitsaktivität trotz konventioneller Therapie ist die laparoskopische Resektion eine sinnvolle Alternative zu einer Infliximabtherapie. Dies belegte die Studie Lyr!C. Die Lebensqualität war nach der chirurgischen Therapie sogar tendenziell besser als unter Biologikatherapie.
Dr. Sohn fragte in den Jahren 2022 und 2023 prospektiv an seinem eigenen Zentrum die Lebensqualität vor und nach einer solchen Operation ab. Verwendet wurde der Short Inflammatatory Bowel Disease Questionnaire (sIBDQ), bei dem maximal 70 Punkte erreicht werden können. Eine schlechte Lebensqualität liegt bei weniger als 50 Punkten vor, eine Änderung um mehr als 10 % gilt als klinisch relevant. Außerdem wurden die 80 Teilnehmenden befragt, wie es ihnen nach der OP geht und ob der Zeitpunkt des Eingriffs angemessen war. Dazu wurden sie durchschnittlich zwölf Monate nach der Operation telefonisch kontaktiert. Die Follow-up-Rate war mit 78 % hoch.
Gut die Hälfte der erreichten Personen (52 %) waren einer Ileozökalresektion unterzogen worden, nur jede fünfte von ihnen war noch biologikanaiv. Ileokolische Nachresektionen wurden bei 34 % durchgeführt, hier waren 9 % biologikanaiv. Bei den Übrigen erfolgten Kolektomien mit definitivem Ileostoma (10 %) oder Dünndarmsegmentresektionen (5 %).
Die Lebensqualität der Operierten nach dem sIBDQ stieg relevant von 39 Punkten vor auf 60 Punkte nach der OP an, berichtete Dr. Sohn. Die Verbesserung um 30 % war klinisch relevant. Sie war bei Frauen noch etwas deutlicher ausgeprägt als bei Männern. Diejenigen mit zu Beginn besonders schlechter Lebensqualität profitierten von dem Eingriff besonders. Ein ungünstiger Faktor für die Lebensqualität war ein flüssiger postoperative Stuhl.
93 % der Operierten gaben in der Nachbefragung an, es gehe ihnen gut und 97 % würden sich wieder operieren lassen. 73 % würden sich auch früher operieren lassen, 27 % zum gleichen Zeitpunkt und kein einziger der Befragten wünschte sich einen späteren OP-Zeitpunkt. Dr. Sohn unterstrich, dass die Therapieentscheidung immer interdisziplinär getroffen und eine frühzeitige OP-Entscheidung vor allem bei isoliertem Befund erwogen werden sollte.
Dafür sprechen auch die Ergebnisse einer Untersuchung von Dr. Carolina Mann von der Universitätsmedizin Mainz. Befragt wurden 207 Patientinnen und Patienten, die zwischen 2015 und 2024 bei isoliertem Morbus-Crohn-Befall einer Ileozökalresektion unterzogen wurden. Über drei Zentren war anschließend bei 140 Betroffenen ein telefonischer Kontakt möglich, die Antwortquote lag in dieser Subgruppe bei 84 %. 67 Operierte aus dem vierten Zentrum konnten nur postalisch kontaktiert werden. Hier lag die Rücklaufquote nur bei 33 %. Zum Zeitpunkt der Nachbefragung waren seit der OP median 34 Monate vergangen.
Die 130 Antwortenden waren median 41,5 Jahre alt. Sie litten bei OP im Median bereits 77 Monate an der Erkrankung und hatten über 63 Monate lang eine medikamentöse Behandlung erhalten. 45,4 % hätten sich eine frühere OP gewünscht, 51,5 % fanden den OP-Zeitpunkt genau richtig und nur 3,1 % hätten einen späteren Zeitpunkt bevorzugt. 13,1 % der Patientinnen und Patienten waren primär operiert worden. Etwa die Hälfte dieser Gruppe war mit dem OP-Zeitpunkt zufrieden, die übrigen hätten sich noch einen früheren Zeitpunkt der Resektion gewünscht.
In der Gesamtkohorte gaben diejenigen, die sich eine frühere Resektion gewünscht hätten, zu 86,4 % als Grund dafür die frühere Symptomlinderung an und 35,6 % die Verkürzung der Medikamenteneinnahme und damit die Beendigung deren Nebenwirkungen. 44,1 % der Antwortenden gaben an, nicht über die OP-Möglichkeit beraten worden zu sein, 30,5 % sagten, die Gastroenterologin bzw. der Gastroenterologe hätte empfohlen, den Eingriff so spät wie möglich durchzuführen, und ein Viertel gab persönliche Bedenken als Grund für den gewählten OP-Zeitpunkt an. Dr. Mann plädierte für ein echtes „shared decision making“ und empfahl, alle Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn bei Krankheitsbeginn chirurgisch vorzustellen und interdisziplinär zu beraten.
Quelle: 51. Deutscher Koloproktologen-Kongress