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Krebspatienten Vorsicht vor Säureblockern

Autor: Dr. Judith Lorenz

Viele Patienten nehmen neben den eigentlichen Krebstherapeutika auch PPI, um ihren Magen zu schützen und zu beruhigen. Viele Patienten nehmen neben den eigentlichen Krebstherapeutika auch PPI, um ihren Magen zu schützen und zu beruhigen. © iStock/bluebay2014
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Einer französischen Studie zufolge nimmt rund ein Viertel aller Tumorpatienten Protonenpumpeninhibitoren ein. Doch die Säureblocker können die Wirksamheit oraler Krebsmedikamente herabsetzen. Wenn möglich sollte man daher auf Alternativen zurückgreifen.

Orale Krebstherapeutika entfalten nur dann ihre volle Wirkung, wenn sie gut aus dem Magendarmtrakt aufgenommen werden. Eine gleichzeitige Behandlung mit Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) kann dabei zum Problem werden. Denn: Die Substanzen reduzieren die Bioverfügbarkeit vieler oraler Krebsmedikamente. Sie verändern das Darmmikrobiom, das insbesondere für die Resorption von Checkpoint-Hemmern wichtig ist, berichten Wissenschaftler um Professor Dr. Jean-Luc ­Raoul, Institut de Cancérologie de l‘Ouest, Saint-Herblain.

Die Ärzte wollten klären, wie viele onkologische Patienten PPI anwenden und welche Faktoren hierfür prädisponieren. Dazu befragten sie 566 Frauen und 306 Männer, welche sich an vier verschiedenen französischen Zentren in Behandlung befanden, zu ihrer Medikamenteneinnahme. Einen besonderen Fokus legten sie dabei auf Betroffene, die Krebstherapeutika mit bekannter Wirkungsabschwächung durch PPI – Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI), Checkpoint-Hemmer (CPI) und Capecitabin – erhielten. Die Befragten waren median 63 Jahre alt.

Mehr als ein Viertel der Patienten nimmt PPI

Insgesamt 229 Personen (26,3 %) nahmen PPI ein. Davon taten dies 71,1 % regelmäßig und 67,2 % mit einer normalen Dosierung. Die Behandlungsindikationen umfassten epigastrische (50 %) bzw. retrosternale Schmerzen (14 %) sowie Magen- bzw. Ösophagusulzera (8 %). In 15 % der Fälle erfolgte die Therapie zum Magenschutz. Als signifikante Einflussfaktoren bezüglich der PPI-Anwendung wurden Alter, Behandlungszentrum, ECOG-Performancestatus, Hormontherapie, Metastasierungsstatus sowie Tumorlokalisation identifiziert.

134 Teilnehmer erhielten Krebstherapeutika, deren Wirkung nachweislich durch PPI beeinträchtigt wird. 39 davon (29 %) nutzten begleitend PPI. 16 von 20 Erkrankten, die TKI sowie PPI einnahmen, berichteten über eine Langzeitanwendung der Säureblocker.

Mehr als ein Viertel aller Krebspatienten nahm somit in der Studie PPI ein. Fast ein Drittel derjenigen, die Krebstherapeutika mit PPI-abhängiger Effektivität bekamen, nutzten begleitend Säureblocker. Die Autoren empfehlen, die Substanzen möglichst durch Antazida oder H2-Antagonisten zu ersetzen. Sind PPI unumgänglich, müssen während der TKI-Behandlung bestimmte Regeln – etwa Abstand zur PPI-Anwendung, Einnahme mit einem sauren Getränk – befolgt werden. Für Personen unter CPI seien Antazida die beste Option.

Quelle: Raoul JL et al. JAMA Netw Open 2021; 4: e2113739; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.13739