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Was bei starkem Nasenbluten zu tun ist: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Bei Nasenbluten gilt zunächst Ruhe bewahren, den Patienten auf einen Stuhl setzen und ihn das Blut ausspucken lassen. Bei Nasenbluten gilt zunächst Ruhe bewahren, den Patienten auf einen Stuhl setzen und ihn das Blut ausspucken lassen. © iStock/ollo
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Ruhig Blut lautet die Devise bei der Epistaxis. Bieten Sie dem Patienten erst mal einen Stuhl und einen Spucknapf an. Dann schauen Sie weiter.

Wenn das Blut des Patienten für seine Begriffe zu heftig aus der Nase fließt, kann er durchaus panisch in der Praxis auftauchen. Erkennen Sie keine Anzeichen einer fachspezifischen Notfallsituation, gilt: Ruhig bleiben. Ein ruhiges Auftreten des Arztes senkt nicht nur den Blutdruck des Patienten – Hypertonie ist der Situation nicht zuträglich –, sondern erleichtert auch die nachfolgenden Schritte, schreiben Sara-Lynn Hool von der Universitätsklinik für HNO-, Kopf- und Halschirurgie des Inselspitals Bern und ihre Kollegen.

Setzen Sie den Patienten auf einen Stuhl und lassen Sie ihn das Blut im Mund ausspucken. Nicht schlucken – zu viel Blut ist ein ausgezeichnetes Brechmittel! Um den Blutfluss abzumildern bzw. zu stoppen, reicht oft bereits die manuelle Kompression der vorderen, knorpeligen Nasenanteile, und zwar kontinuierlich über 5–10 min. Zusätzlich sollten Sie die Vitalparameter kontrollieren.

Beratung am Telefon

Falls Sie telefonisch um Rat gefragt werden, sollte der Patient ebenfalls darauf achten, den Kopf nach vorne zu neigen und nicht in den Nacken zu legen sowie angesammeltes Blut im Rachenraum auszuspucken. Durch den vasokonstriktiven Effekt kann ein Kühlpack im Nacken zusätzlich zur Nasenkompression helfen. Lässt sich der Blutfluss innerhalb von 15 min nicht stillen, ist eine persönliche Vorstellung ggf. in der Ambulanz erforderlich.

Denken Sie bei der Untersuchung von Epistaxis-Patienten unbedingt an Ihren Eigenschutz: Schutzbrille, Maske und Schürze sind ein Muss für Arzt und Helfer. Prüfen Sie zudem, wie viel Blut aus dem hinteren Nasenabschnitt in den Rachen fließt. Für das weitere Prozedere ist dann spezielleres Equipment erforderlich, denn Blut und Gerinnsel müssen aus der Nase zunächst mit einem Sauger entfernt werden. Im Idealfall erhält man so freie Sicht auf die Blutungsquelle. Vermutlich im Locus Kiesselbachii am Nasenseptum, schreiben die Autoren. Bevor es in diesem Fall weiter geht, wird lokal betäubt, ggf. in Kombi mit einem Vasokonstringens. Am besten eignet sich hierfür ein getränkter Wattetupfer – Tropfen werden von nachfließendem Blut oft gleich wieder weggespült. Lässt sich der Ort des Geschehens klar identifizieren, wird die Stelle mit Silbernitrat verödet – nie beidseits in gleicher Höhe, sonst drohen Septumnekrosen. Im Zweifelsfall muss eine Tamponade her, betonen die Autoren. Die findet auch Einsatz, wenn sich die Blutungsquelle nicht sicher orten lässt. Der Streifen wird bei einer posterioren Blutung über eine Länge von 8–10 cm entlang des Nasenbodens eingelegt, evtl auch beidseitig, um die Kompression zu verstärken. Oft dauert es etwas bis die Blutung stoppt. Damit das Entnehmen der Tamponade zwei bis drei Tage später die Schleimhaut nicht erneut lädiert, kann man das Ende vorher mit einem Fingerling sichern. Diesen muss man aber auch wieder entfernen, im schlimmsten Fall wird er sonst vom Patienten aspiriert. Ist im Rachen weiterhin ein Blutfluss zu sehen, wäre als nächstes eine Tamponade mit einem NaCl-gefüllten Ballon denkbar, der Epipharynx und Nasenhaupthöhle verschließt. Spätestens dann gehört der Patient aber zum Spezialisten oder in die Klinik.

Es herrscht generelles Popelverbot!

Abschließend sollten Sie klären, ob Gerinnungsstörungen oder Medikamente dahinter stecken könnten. Nimmt Ihr Patient ein Antikoagulans ein, sollte die Indikation geprüft werden. Nach einer Verödung sollte der Patient auf eine adäquate Pflege (Salbe oder Spray) achten und körperliche Anstrengung vorerst vermeiden. Außerdem gilt laut den Kollegen aus der HNO: „Manipulationen sind dem Patienten grundsätzlich untersagt“.

Quelle: Hool S et al. Ther Umsch 2020; 77: 185-188; DOI: 10.1024/0040-5930/a001175