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Was kann gegen krebsbedingte Atemnot helfen?

Autor: Dr. Daniela Erhard

Bereits ein Ventilator kann die Luftnot von Krebspatienten klinisch relevant lindern. Bereits ein Ventilator kann die Luftnot von Krebspatienten klinisch relevant lindern. © iStock/malerapaso
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Im fortgeschrittenen Stadium ihrer Erkrankung leiden viele Krebspatienten unter Atemnot. Zur Option stehen sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Therapien wie Ventilatoren, BiPAP-Beatmung, Stressmanagement oder Entspannungstechniken. Doch worauf sollte die Wahl fallen?

Viele Interventionen oder Arzneimittel eignen sich nicht, um Krebskranken die Atemnot zu nehmen. Gerade Medikamente vertrügen sich oft nicht mit der onkologischen Behandlung oder seien schlicht eine zu große Belastung für die ohnehin schon geschwächten Patienten, erklären Dr. Arjun­ Gupta­ von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore und Kollegen.

Wenn möglich, auf Medikamente verzichten

Sie verglichen die Vorteile und Gefahren nicht-pharmakologischer Therapieoptionen in einer Metaanalyse und nahmen dafür 29 randomisiert kontrollierte Studien mit insgesamt rund 2400 Patienten genauer unter die Lupe. Ihre Empfehlung: Atemprobleme im Palliativstadium einer Krebserkrankung sollte man in erster Linie ohne Medikamente behandeln. Allerdings eignen sich manche Methoden besser als andere.

Demnach kann schon ein Ventilator die Beschwerden zumindest kurzfristig lindern. Im Vergleich zur Standardtherapie ohne das Hilfsmittel oder einer Scheinbehandlung, bei welcher der Luftstrom auf die Füße statt auf das Gesicht gerichtet war, schnitt der Ventilator in allen drei entsprechenden Studien deutlich besser ab – und zwar in klinisch relevanter Größenordnung (Mittelwertdifferenz: -2,09, p = 0,02).

Ob auch der Unterschied zwischen BiPAP* und normaler Sauerstoffzufuhr mittels Maske klinisch bedeutsam ist, konnten die Autoren nicht bestimmen. Die Bilevel-Ventilation reduzierte die Atemnot jedoch signifikant stärker, weshalb die Autoren sie als sinnvolle Maßnahme ansehen (geschätzter Steigungsunterschied: -0,58, p = 0,001). Im Vergleich zu einer High-Flow-Therapie per Nasenbrille scheint das Verfahren dagegen keine zusätzlichen Vorteile zu bieten.

Integrative Medizin sollte fester Bestandteil sein

Im ambulanten Bereich profitierten die Patienten von Akupressur bzw. Reflexzonenmassage sowie von der Kombination aus Verhaltenstherapie, Psychoedukation, Bewegung bzw. Physiotherapie und integrativer Medizin. Ohne die Letztgenannte waren die übrigen Komponenten lediglich genauso wirksam wie die jeweiligen Standardbehandlungen.

Zu weiteren Methoden wie Musiktherapie oder Akupunktur konnten die Forscher keine Aussage treffen. Ebenso bleibt offen, ob sich auch indirekte Beschwerden wie Angst, Fitness oder Lebensqualität bessern. Dies scheint in einigen Fällen zuzutreffen, die Evidenz ist aber gering bis unzureichend. Die Nebenwirkungen umfassten vor allem Muskelkater nach Übungen sowie lokale Beschwerden an Akupressurpunkten. Die BiPAP-Beatmung schien mit größerer Schlaflosigkeit einherzugehen.

* Bilevel Positive Airway Pressure

Quelle: Gupta A et al. JAMA Oncol 2020; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.5184