Tückische Intervallkarzinome Was sind die Risikofaktoren für Brustkrebs zwischen den Screening-Terminen?

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Eine Mammografie kann die Erkrankung an und die Sterblichkeit durch ein Mammakarzinom verhindern. Eine Mammografie kann die Erkrankung an und die Sterblichkeit durch ein Mammakarzinom verhindern. © Gorodenkoff – stock.adobe.com

Eine Mammografie, die alle 18 bis 24 Monate auch bei Frauen ohne entsprechende Beschwerden durchgeführt wird, kann die Erkrankung an und die Sterblichkeit durch ein Mammakarzinom verhindern.

Zwischen zwei Screenings treten jedoch manchmal sog. Intervallkarzinome auf, die oft wesentlich aggressiver sind. Wie häufig solche Karzinome sind und welche Risikofaktoren dafür prädisponieren, ist bislang unklar.

Eine Arbeitsgruppe um Dr. Yuqi Zhang vom Department of Medical Epidemiology and Biostatistics vom Karolinska Institut in Stockholm hat sich dieser Fragen angenommen. Einbezogen in ihre Studie wurden mehr als eine halbe Million krebsfreie Frauen zwischen 40 und 74 Jahren, bei denen im Zeitraum zwischen 1989 und 2000 eine Mammografie erfolgt war. Von weiteren knapp 60.000 Frauen (KARMA-Studie), die zwischen 2011 und 2013 gescreent worden waren, gingen Daten zur Gewebedichte der Mammae ein.

Während einer Follow-up-Dauer von im Mittel 13 Jahren war bei fast 30.000 Frauen ein Mammakarzinom diagnostiziert worden. Darunter waren gut 10.000 Malignome, die beim Screening aufgefallen waren, weitere 4.300 hatten sich im Intervall entwickelt. Über die Zeit stieg die Häufigkeit von Screening- und Intervallkarzinomen, wobei der Anteil der Intervallkarzinome an der Gesamtzahl der Mammakarzinome anteilsmäßig abnahm.

Risikofaktoren für Intervallkarzinome umfassten – neben den allgemeinen Parametern für Mammakarzinome – eine bessere Ausbildung, ein höheres Alter (> 30 Jahre) bei der Geburt des ersten Kindes, die Behandlung mit einer Hormonersatztherapie und ein dichteres Gewebe auf den Röntgenbildern. Eine positive Familienanamnese im Hinblick auf Mammakarzinome verdoppelte das Risiko von Intervallkarzinomen fast, eine positive Familienanamnese für Intervallkarzinome verdreifachte es. Ebenso stieg das Risiko mit der Anzahl betroffener jüngerer Verwandter, während hereditäre Brust- und Ovarialkarzinome die Gefahr um ca. die Hälfte erhöhten. Bei den Frauen der KARMA-Subgruppe zeigte sich zudem eine um das 16-Fache erhöhte Gefahr für ein Intervallkarzinom in der Gruppe mit der höchsten Gewebedichte.

Wichtige soziodemografische Daten fehlen in der Studie

Persönliche und familiäre Faktoren tragen jedoch nur teilweise zu dem erhöhten Risiko für Intervallkarzinome bei, schreiben Dr. Christoph Lee und Dr. Kathryn Lowry von der University of Washington School of Medicine in Seattle. Soziodemografische Faktoren außerhalb der Bildung waren in dieser Studie nicht berücksichtigt worden, kritisieren sie. In den USA wären z. B. die ethnische Herkunft und der Zugang zur medizinischen Versorgung in die Untersuchung eingeflossen.

Darüber hinaus wiesen die zwischen den Screenings entdeckten Karzinome rein statistisch gesehen zwar eine höhere Zahl bekannter negativer prognostischer Faktoren auf. Dennoch waren sie zum größten Teil immer noch im Stadium I und damit einer kurativen Therapie zugänglich. Dies wirft dem Kommentatorenteam zufolge die Frage auf, ob für eine Senkung der Brustkrebsmortalität nicht alternative Endpunkte – wie fortgeschrittene Krebserkrankungen – bessere Zielgrößen für Interventionen wären.

Für eine konkretere Risikovorhersage sollten im digitalen Zeitalter Informationen über die klassischen Risikofaktoren hinaus genutzt werden. Das ging z. B . mithilfe neuester KI-Technologien.

Quellen:
1. Zhang Y et al. JAMA Oncol 2025; DOI: 10.1001/jamaonccol.2025.0167
2. Lee CI, Lowry KP. JAMA Oncol 2025; DOI: 10.1001/jamaonccol.2025.0101