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Welche Pflanzenfette bergen ein Gesundheitsrisiko?

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Olivenöl hat zahlreiche Komponenten, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben wird. Olivenöl hat zahlreiche Komponenten, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben wird. © iStock/fcafotodigital
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Pflanzliche Öle wirken sich vor allem wegen ihres Gehalts an ungesättigten Fettsäuren positiv auf die Gesundheit aus. Insbesondere das kardiovaskuläre Risiko lässt sich durch den Konsum reduzieren. Allerdings gilt das nicht für alle Sorten.

Rapsöl:

Aus Rapssamen gewonnene Öle zeichnen sich durch ein besonders günstiges Verhältnis der enthaltenen Fettsäuren, insbesondere der Linolsäure und der Alpha-Linolensäure (< 5:1), aus – unabhängig davon, ob die Samen mit oder ohne die bitterstoffhaltige Schale gepresst wurden. Der Omega-6-/Omega-3-Quotient liegt bei etwa 2:1. Aufgrund seines hohen Anteils an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren hat das Öl einen positiven Einfluss auf das Lipidprofil, schreibt Professor Dr. Michael­ Glei­ vom Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Jena. Ein Nachteil ist ein möglicherweise bestehendes Allergie­potenzial.  

Sonnenblumenöl:

Durch seinen hohen Gehalt an alpha-Tocopherol eignet sich Sonnenblumenöl vor allem als Vitamin-E-Quelle. Der hohe Anteil an Linolsäure spricht zwar eher für einen eingeschränkten Verzehr. Der Austausch gesättigter Fettsäuren, z.B. aus Palmöl, durch mehrfach ungesättigte aus Sonnenblumenöl kann aber der Prophylaxe von Hyperlipidämie und Fettleber förderlich sein.  

Olivenöl:

Neben einem hohen Anteil an der einfach ungesättigten Ölsäure enthält Olivenöl zahlreiche weitere Komponenten, denen eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben wird. Als wesentlicher Bestandteil der Mittelmeerkost hat es einen günstigen Einfluss auf kardiovaskuläre Erkrankungen, Entzündungsmarker und das intestinale Mikrobiom. Das LDL wird gesenkt und das HDL erhöht. Außerdem hat das Öl einen moderaten, aber klinisch relevanten antihypertensiven Effekt.  

Leinöl:

Das Samenöl der Flachspflanze enthält reichlich mehrfach ungesättigte Fettsäuren, insbesondere Alpha-Linolensäure. Bei Patienten mit metabolischem Syndrom vermag es neben dem Blutdruck auch die LDL- und Triglyzerid-Spiegel zu senken. Zudem hat Leinöl einen günstigen Effekt auf die Krankheitsaktivität bei Colitis ulcerosa. Ein Nachteil des Leinöls ist die schnelle Autoxidation, die zur Bildung von Bitterstoffen führt.  

Sojaöl:

Das als Speiseöl und zur Margarine­herstellung genutzte Öl der Sojabohne zeichnet sich durch ein ungünstiges Verhältnis von Linolsäure und Alpha-Linolensäure aus (häufig > 6:1). Die Daten zum Einfluss auf die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen sind widersprüchlich. Für eine Erhöhung des Gefäßrisikos sprechen tierexperimentelle Befunde, wonach Sojaöl die Transformation von Makrophagen in Schaumzellen fördert und zu einer intestinalen Dysbiose führt. Die mikrobiellen Veränderungen waren mit typischen Atherosklerose-Markern assoziiert.  

Kokosöl:

Das ab 25 °C flüssige Fett der Kokosnuss wird immer wieder als gesundheitsfördernd gepriesen. Eine Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen ließ sich für das an gesättigten Fettsäuren reiche Öl bisher jedoch nicht nachweisen, wohl aber eine Erhöhung des LDL-Cholesterins. Auch die angebliche Förderung der Gewichtsabnahme ist nicht belegt. Für einen Nutzen bei atopischer Dermatitis oder zur Kariesprophylaxe (Ölspülung) gibt es zwar Hinweise, aber keine ausreichenden Daten. Prof. Glei plädiert deshalb für einen sparsamen Konsum­.  

Palmöl:

Bei einem moderaten Verzehr im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung gilt Palmöl als gesundheitlich unbedenklich – trotz seines hohen Gehalts an gesättigten Fettsäuren (48 %). Ein vermehrtes Auftreten von Malignomen ist nicht zu befürchten, zum Einfluss auf kardiovaskuläre Erkrankungen und dadurch bedingter Mortalität fehlen belastbare Daten. Palmöl sollte allerdings aufgrund der mit dem Anbau von Ölpalmen verbundenen ökologischen Probleme nur sparsam verwendet werden.  

Sesamöl:

Das aus der Sesamsaat gewonnene Öl punktet zwar mit einem hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren (ca. 85 %). Mangels guter Studien zum kardio­protektiven und antiinflammatorischen Effekt hält Prof. Glei eine Verzehrsempfehlung jedoch für verfrüht. Zudem weist das Öl ein beträchtliches allergenes Potenzial auf. Bereits nach der Aufnahme von nur 1–5 ml kann es zu anaphylaktischen Reaktionen kommen.  

Hanföl:

Das aus dem Nutzhanf (Cannabis sativa) gewonnene Öl enthält keine relevanten Mengen an Cannabinoiden und kann deshalb unbeschränkt verkauft werden. Aufgrund des günstigen Fettsäurenverhältnisses könnte es sich zur Ergänzung einer ausgewogenen Ernährung eignen. Allerdings gibt es bisher kaum Studien, die einen kardiovaskulären Nutzen belegen könnten.  

Arganöl:

Das aus den Früchten des Arganbaums gewonnene Öl wird neben kosmetischen und pharmazeutischen Zwecken auch als Speisefett genutzt. Es ähnelt in der Fettsäurezusammensetzung dem Sesamöl und birgt wie dieses ein beachtliches Allergierisiko. Verantwortlich dafür ist ein darin enthaltenes Protein aus der Gruppe der Oleosine, die auch für die Al­lergenität von Erdnüssen und Sesam verantwortlich zeichnen.

Quelle: Glei M. Ernährungs Umschau 2020; 67: M728-M739; DOI: 10.4455/eu.2020.060