Fehldiagnose GERD Welche weiteren Krankheitsbilder man bei therapierefraktärem Reflux in Betracht ziehen sollte
Bei Symptomen einer gastroösophagealen Refluxerkrankung (GERD) muss immer auch an Differenzialdiagnosen gedacht werden, erinnerte Hendrik Ueberschaer, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Stoffwechsel & Nephrologie des Klinikums Garmisch-Partenkirchen. So können z. B. eine eosinophile Ösophagitis, eine Hyperkontraktilität der Speiseröhre oder eine Medikamentennebenwirkung hinter den Beschwerden stecken.
Das ist die Lehre aus dem Screening für eine Studie zur Anti-Reflux-Mukosaablation (ARMA) bei GERD, die im Zeitraum Januar 2022 bis September 2024 durchgeführt wurde. Alle 167 untersuchten Patientinnen und Patienten mit einer vermeintlich therapierefraktären GERD wurden vor Einschluss einer erneuten Diagnostik mit Ösophagogastroskopie und Biopsie, HR-Manometrie, 24-Stunden-pH-Metrie/Impedanzmessung und einem 13C-Octanoat-Atemtest unterzogen. In die Studie aufgenommen werden sollten Patientinnen und Patienten mit dem Nachweis einer GERD nach den Lyon-Kriterien, die für eine ARMA geeignet erscheinen (klaffende Kardia ≤ Hill III, Hernie < 2 cm).
Wie Ueberschaer berichtete, war die Rate derjenigen, die keine GERD-Diagnose hatten, jedoch hoch. Bei 55 Betroffenen (33 %) wurde bereits durch die Voruntersuchungen eine GERD ausgeschlossen. 20 (12 %) wiesen eine ausgeprägte Hernie auf. Weitere 12 (7 %) erhielten nach der Eingangsuntersuchung eine andere Diagnose. Sie litten unter einer eosinophilen Ösophagitis, einem Inlet-Patch, einer Hyperkontraktilität, einer Achalasie, einer Aerophagie oder einer Medikamentennebenwirkung. Außerdem wiesen 20 Patientinnen und Patienten (12 %) einen hypersensitiven Ösophagus als Ursache ihrer Beschwerden auf.
Nur 46 Personen (28 %) hatten tatsächlich eine GERD, die prinzipiell für die Therapie mit der ARMA infrage kam. Der Octenoat-Test ergab bei sechs von ihnen eine Magenentleerungsstörung, die mittels gastraler peroraler endoskopischer Myotomie (G-POEM) behandelt wurde. 30 Patientinnen und Patienten (18 %) mit GERD-Diagnose wurden konservativ behandelt, meist ging es um eine Optimierung der Medikation.
Am Ende wurden nur zehn Patientinnen und Patienten (6 %) im Rahmen der Studie mit ARMA behandelt. Dabei resezierte man unter Propofol-Analgesie mit einer Argon-Plasma-Koagulation endoskopisch in Hufeisenform Mukosa der Kardia, um den klaffenden Mageneingang zu verengen und so den Reflux zu behandeln. Die Therapie führte innerhalb der nächsten sechs Monate zu einer deutlichen Abnahme der Refluxereignisse pro Tag. Die Zeit mit Reflux, der DeMeester-Score und die GERD-bezogene Lebensqualität verbesserten sich ebenfalls deutlich. Blutungen (auch späte) traten nicht auf. Ein Patient hatte vorübergehend eine Dysphagie, die aber nicht bougiert werden musste. 80 % der Patientinnen und Patienten konnten die Therapie mit einem Protonenpumpeninhibitor (PPI) absetzen, 20 % setzen ein PPI nur noch bei Bedarf ein.
Quelle: Viszeralmedizin 2024