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ANCA-assoziierte Vaskulitis Wie wirkt sich der Plasmaaustausch aus?

Autor: Stephanie Käufl

Patienten mit hohem Risiko profitieren mehr als
solche mit niedrigem. Patienten mit hohem Risiko profitieren mehr als solche mit niedrigem. © iStock/ fpm
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Eine Therapieoption bei ANCA-assoziierten Vaskulitiden ist der Plasmaaustausch. Einer neue Metanalyse zufolge bringt das Verfahren in Bezug auf die Sterblichkeit wenig. Allerdings scheint die Niere davon zu profitieren.

Ein Plasmaaustausch, der häufig zusätzlich zur immunsuppressiven Induktionstherapie bei der ANCA-assoziierten Vaskulitis (AAV) erfolgt, hat keinen oder nur einen minimalen Effekt auf die Mortalität, so das Ergebnis einer aktuellen Metaanalyse mit über 1.000 Patienten. Demnach betrug das anhand der Daten aus neun randomisierten Studien berechnete relative Risiko (RR) für die Gesamtmortalität 0,9, berichten Dr. Michael Walsh von der McMaster University im kanadischen Hamilton und Kollegen. Dieses Ergebnis änderte sich auch nicht bei der Betrachtung von Subgruppen, z.B. Patienten mit oder ohne Lungenblutungen.

In puncto Niere wirkte sich der Plasmaaustausch offenbar positiv aus: Nach Auswertung von sieben Studien reduzierte die Methode das Risiko, in den folgenden zwölf Monaten eine terminale Niereninsuffizienz zu entwickeln (RR 0,62) – und zwar unabhängig von der beim Austausch bestehenden basalen Nierenfunktion. Ein hohes Risiko wurde stärker gesenkt als ein niedriges.

Demgegenüber errechneten die Autoren allerdings ein erhöhtes Risiko für schwere Infektionen im ers­ten Jahr nach dem Plasmaaustausch (RR 1,27). Basis dieser Zahlen waren die Daten von 908 Betroffenen aus vier Studien. Auch hier galt: Patienten mit hohem Risiko profitierten mehr als solche mit geringem Risiko.

Die Metaanalyse liefert wichtige Informationen über Nutzen und Schaden eines Plasmaaustauschs bei AAV, resümieren die Autoren. Doch sowohl das reduzierte Risiko für die Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz als auch das erhöhte Risiko für schwere Infektionen verschwinden im Langzeitverlauf und müssen deshalb individuell gegeneinander abgewogen werden. Hinzu kommen die hohen Behandlungskosten. Bei Niedrigrisikopatienten dürfte die Kosten-Nutzen-Rechnung schlecht ausfallen, bei Hochrisikopatienten sollte sich die teure Behandlung jedoch rechnen.

Quelle: Walsh M et al. BMJ 2022; 376: e064604; DOI: 10.1136/bmj‑2021‑064604