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Kinderheilkunde Zufallsbefunde im Kopf-MRT keine Seltenheit

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Über einen Zehn-Jahres-Zeitraum untersuchte man mithilfe der MRT die Hirnentwicklung bei Kindern und Jugendlichen; über 20% zeigten Auffälligkeiten. Über einen Zehn-Jahres-Zeitraum untersuchte man mithilfe der MRT die Hirnentwicklung bei Kindern und Jugendlichen; über 20% zeigten Auffälligkeiten. © iStock/Sergey Ulanov
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Der MRT-Befund liegt vor und zeigt Auffälligkeiten. Während bei Erwachsenen dies meist kein Grund zur Besorgnis ist, fehlen bei Kindern diesbezügliche Studien. Forscher liefern nun erste Daten.

Bei Erwachsenen kommen Zufallsbefunde im Kopf-MRT oft vor. Sie haben aber meist keine klinische Bedeutung. Wie das bei Kindern aussieht, fragten sich Dr. Yi Li vom Department of Radiology and Biomechanical Imaging an der University of California in San Francisco und Kollegen. Im Rahmen der ABCD-Studie (Adolescent Brain Cognitive Development) untersuchte man über einen Zehn-Jahres-Zeitraum mithilfe der MRT die Hirnentwicklung bei Kindern und Jugendlichen und testete u.a., welche genetischen und Umweltfaktoren sie beeinflussen. Das Team prüfte nun bei mehr als 11 600 Teilnehmern im Alter von neun bis zehn Jahren, wie oft bei ihnen unerwartete Befunde auftreten und ob sie gesundheitlich relevant sind.

Bei der Auswertung teilten die Wissenschaftler die MRT-Aufnahmen in vier Kategorien ein:

  1. keine auffälligen Strukturen
  2. normale anatomische Varianten
  3. auffälliger Befund, weitere Abklärung erwägen
  4. auffälliger Befund, Kind sofort zu einem entsprechenden Spezialisten überweisen

Bei 21,1 % der Kinder gab es Auffälligkeiten. In den meisten Fällen handelte es sich um Befunde der Kategorie 2. Bei 431 Kindern empfahlen die Ärzte eine weitere, nicht dringliche Abklärung und bei 20 sogar die sofortige Überweisung.

Die Mediziner aus Kalifornien konnten keine wesentlichen Unterschiede zwischen Kindern aus Einlingsschwangerschaften, Zwillingen (mono- und dizygote) und Drillingen feststellen. Die statistische Berechnung zeigte dennoch einen gewissen genetischen Einfluss, zum Beispiel, dass Befunde der Kategorie 2 bei Jungen etwas öfter auftraten als bei Mädchen (Anteil: 55 %) und die der Kategorie 1 bei hellhäutigen Kindern häufiger vorkamen.

Wie sich die zufälligen, klinisch nicht bedeutenden Strukturen im Verlauf verhalten, muss das Follow-up der Kinder zeigen. Ebenso fehlen noch Analysen zu eventuellen Zusammenhängen von quantitativen und funktionellen Parametern mit solchen „Inzidentalomen“.

Quelle: Li Y et al. JAMA Neurol 2021; 78:578-587 DOI: 10.1001/jamaneurol.2021.0306