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Alltagshilfen für Diabetespatienten mit Sehbehinderung

Autor: Dr. Miriam Sonnet

Es gibt viele Hilfsmittel, die im Alltag und bei der Diabetestherapie helfen. Es gibt viele Hilfsmittel, die im Alltag und bei der Diabetestherapie helfen. © iStock/zlikovec
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Eine Sehbehinderung oder gar Erblindung erschwert den Alltag mit Diabetes zusätzlich. Dennoch können Betroffene weitgehend selbstbestimmt leben. Hilfsmittel und praktische Alltagstipps geben eine wertvolle Unterstützung.

Ein Diabetes mellitus kann im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge gehen. Ungefähr 2000 Menschen pro Jahr erblinden aufgrund einer diabetischen Retinopathie, berichtete Diana Droßel, stellvertretende Vorstandsvorsitzende von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Sehbehinderungen und Erblindung schränken Menschen, ob mit oder ohne Diabetes, stark ein. Ärzte können betroffenen Patienten mit praktischen Tipps das Leben erleichtern.

Blutzuckermessgerät gibt Auskunft per Ton

Problematisch wird es u.a., wenn sehbehinderte Diabetes­patienten ihren Blutzucker manuell messen. So existieren zwar „sprechende“ Geräte, die den Wert ansagen – allerdings muss der Patient den Blutstropfen exakt platzieren, um eine genaue Messung zu garantieren. Abhilfe kann z.B. das System „Contour Next One“ schaffen, das ­Droßel für blinde Menschen mit Diabetes empfiehlt und das mit der App ­„Lumind“ gekoppelt werden kann – diese spricht die Ergebnisse verschiedener Blutzuckermessgeräte. Das Gerät gibt nur dann einen Ton von sich, wenn genügend Blut am Teststreifen angebracht wurde. Hört der Patient keinen Ton, so weiß er, dass die Menge unzureichend war und kann nachträufeln.

Sprachausgabe von Smartphones nutzen

Zusätzlich helfe es, senkrecht von unten zu stechen und das Gerät von unten an den Finger zu führen. Um den Blutstropfen zu finden, kann der Betroffene das Gerät ein Stück entfernt an der Hand ansetzen und dann bis zum Tropfen schieben.

Kontinuierliche Glukosemessgeräte (CGM) mit Alarmfunktion oder Flash-Glucose-Monitoring-Systeme (FGM) sind laut Droßel für sehbehinderte Patienten am besten geeignet. Mithilfe eines Smartphones, bei dem die Sprachausgabe eingeschaltet wird, können die Systeme auch von Blinden benutzt werden. Das Smartphone sagt bei Berührung an, in welchem Menü man sich befindet. Durch bestimmte Wischtechniken bzw. Klicks lässt sich das Gerät steuern. Ein iPhone sei dafür besser geeignet als ein Android-Gerät, so Droßel.

Brailleschrift trotz Polyneuropathie erlernen

Diana Droßel, die als blinde Diabetespatientin um die Probleme von Betroffenen weiß, gab zur Kommunikation mit Patienten einen wichtigen Tipp. „Es wird häufig gesagt, dass blinde oder sehbehinderte Diabetiker die Punktschrift, also die Brailleschrift, aufgrund einer Polyneuropathie nicht erlernen können.“ Hört ein Patient einen solchen Satz, dann glaube er dies auch. Die Poly­neuropathie stelle aber kein Hindernis dar: Es sei zwar nicht einfach und brauche Zeit, die Punktschrift zu lernen, aber es sei durchaus möglich, ermutigte Droßel.

Sehbehinderte und blinde Menschen haben zudem zahlreiche Möglichkeiten, sich Unterstützung zu holen. So sollten Ärzte z.B. auf Berufsförderungswerke hinweisen, die Patienten zu ihren beruflichen Optionen beraten. Spezielle Einrichtungen für sehbehinderte oder blinde Patienten existieren in mehreren Städten. „Dort lernt man aber auch viele andere Dinge, z.B. wie man sich alleine mit einem weißen Langstock durch die Gegend bewegt oder wie man sein geringes Sehvermögen noch ausnutzen kann“, erläuterte Droßel. Die Kosten werden von den Krankenkassen bezahlt. Es gibt auch Blinden- und Sehbehindertenvereine, die Betroffenen weiterhelfen.

Kongressbericht: Diabetes Herbsttagung 2019