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Makuladegeneration Alt und blind muss nicht sein!

Autor: Dr. Judith Lorenz/Dr. Susanne Gallus

Die Erkrankung der Makula tritt vor allem bei älteren Menschen auf und führt nicht selten zur vollständigen Erblindung. Die Erkrankung der Makula tritt vor allem bei älteren Menschen auf und führt nicht selten zur vollständigen Erblindung. © iStock/ClarkandCompany
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Wer auch im Alter noch gut sehen möchte, sollte auf Rauchen und Alkohol verzichten. Zu diesem Ergebnis kommt eine von britischen Forschern initiierte Studie.

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine der häufigsten Erblindungsursachen in Industrienationen. Im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium unterscheidet man die geografische Atrophie und die neovaskuläre AMD (nAMD). Lediglich für letztere Variante existiert eine Behandlungsoption in Form intravitrealer Injektionen mit VEGF-Hemmern, die der Gefäßneubildung entgegensteuern, so Dr. Valerie­ Kuan vom University College London und Kollegen.

Angesichts des Mangels an Therapiemöglichkeiten sowie der demografischen Entwicklung kommt der Prävention eine große Bedeutung zu: In den nächsten 20 Jahren wird eine Prävalenzzunahme der AMD um 47 % erwartet, erläutern die Wissenschaftler. Sie untersuchten daher anhand der Mendelschen Randomisierung (siehe Kasten), ob ein kausaler Zusammenhang zwischen den Rauch- und Trinkgewohnheiten, dem Blutdruck, dem BMI bzw. dem Blutzuckerstoffwechsel und dem Risiko für eine fortgeschrittene AMD besteht. 

Mendels Durcheinander

Über die Mendelsche Randomisierung soll ein kausaler Zusammenhang zwischen genetischen Markern, assoziierten Risikofaktoren und verschiedenen Krankheiten belegt werden. Die Idee dahinter: Ein genetischer Marker (spezifische Genvariante) oder mehrere ist/sind nachweislich (und ausschließlich) mit der chronischen Exposition gegenüber einem Risikofaktor assoziiert. Kann man nun eine kausale Verbindung zwischen einem Marker und einer Erkrankung herstellen, lässt sich der Kreis schließen, da man gleichzeitig von einer ebenfalls kausalen Verbindung von Krankheit und Risikofaktor ausgehen kann. Das hat insbesondere bei Beobachtungsstudien folgende Vorteile:
  • Man kann einen Risikofaktor untersuchen, unabhängig davon, ob für diesen Messwerte vorliegen.
  • Da sich die Methode die Unabhängigkeitsregel von Mendel zunutze macht (zwei Allele werden zufällig verteilt und unabhängig voneinander vererbt), erhält man sozusagen einen randomisierten Datensatz, ohne dass die ursprüngliche Kohorte randomisiert gewesen sein muss.
  • Weil die genetische Veranlagung der späteren Erkrankung vorausgeht, lässt sich eine reverse Kausalität zwischen Risikofaktor und Krankheit ausschließen.
  • Achtet man zusätzlich auf eventuelle Cofounder, d.h. deren zufällige Verteilung innerhalb der Gruppen, macht dies die Auswertung robust gegenüber Störfaktoren.

Autor: Dr. Susanne Gallus

Quelle: Katzmann JL et al. Kardiologe 2019; 13: 146-152; DOI: 10.1007/s12181-019-0328-z

Verschiedene Mechanismen führen zur Erblindung

Eine prognostizierte Raucherkarriere bzw. ein ungünstiges Lebenszeit-Rauchverhalten erhöhten das Risiko für eine fortgeschrittene altersbedingte Makuladegeneration (hauptsächlich nAMD) signifikant um 26 % bzw. 32 %. Entsprechend konnte ein Rauchstopp im Gegensatz zum Weiterrauchen vor einer AMD schützen. Das Alter, wann eine Person angefangen hatte zu rauchen, spielte dabei keine Rolle. Einen Zusammenhang stellten die Forscher auch im Hinblick auf chronischen Alkoholkonsum fest: Er erhöhte das Risiko für eine geografische Atrophie um den Faktor 2,7. Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang zwischen AMD-Risiko und Blutdruck, BMI, Typ-2-Diabetes, HbA1c, Nüchternblutzucker oder Nüchterninsulin fanden die Wissenschaftler dagegen nicht. Die Öffentlichkeit muss darüber aufgeklärt werden, dass Rauchen und exzessiver Alkoholkonsum über verschiedene Mechanismen zur Erblindung führen können, so der abschließende Appell der Experten. Warum es allerdings einen Unterschied hinsichtlich der verschiedenen AMD-Varianten gab, blieb unklar.

Quelle: Kuan V et al. JAMA Ophthalmol 2021; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2021.4601