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Retinopathie-Behandlung Augen auf verlorenem Posten

Autor: Dr. Judith Lorenz

Bei der diabetischen Retinopathie kommt es zu kleinen Hämorrhagien und einer Sauerstoff­unterversorgung des Gewebes.
Bei der diabetischen Retinopathie kommt es zu kleinen Hämorrhagien und einer Sauerstoff­unterversorgung des Gewebes. © Science Photo Library/Parker, Paul
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Die diabetische Retinopathie schwebt wie ein Damoklesschwert über den Stoffwechselkranken. Trotz gutem Therapiemanagement und regelmäßigen Kontrollen lässt sich das Augenlicht bei manchen einfach nicht retten. Woran liegt das?

Trotz regelmäßiger augenärztlicher Untersuchungen und Therapie etwaiger Retinopathiekomplikationen lässt sich bei einem beträchtlichen Anteil der Diabetiker der Verlust der Sehfähigkeit nicht aufhalten. Woran dies liegen könnte, diskutiert ein Forscherteam um Prof. Dr. Susan Bressler vom Wilmer Eye Institute an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore.

Die Hauptursachen für eine Erblindung beim Diabetes sind die proliferative diabetische Retinopathie sowie das diabetische Makulaödem, schreiben die Experten. Beide Pathologien können durch ein konsequentes Screening erkannt und durch verschiedene Therapien behandelt werden. Dazu gehören z.B. Lasertherapie, Angiogenesehemmer wie Bevacizumab oder Aflibercept und chirurgische Verfahren. Trotz adäquater Behandlung schreitet allerdings bei einem nicht geringen Teil der Betroffenen der Visusverlust fort, so die Kollegen weiter. Da nur wenige klinische Studien die Teilnehmenden längerfristig, das heißt über mindestens fünf Jahre, nachbeobachten, sind die Inzidenz der progredienten Sehverschlechterung sowie die Gründe und Risikofaktoren hierfür bislang unklar.

Möglicherweise spielen beim fortschreitenden Visusverlust andere Augenerkrankungen wie Katarakt, Glaukom oder altersabhängige Makuladegeneration eine Rolle, vermuten die Wissenschaftler. Aber auch eine diabetische Makulaischämie, eine Diabeteskomplikation, welche durch die Ausdehnung der fovealen gefäßfreien Zone und den Verlust von Ganglienzellen gekennzeichnet ist, könnte der Problematik zugrunde liegen.

Keine wirklichen Therapien für die Makulaischämie

Obwohl die diabetische Makulaischämie nachweislich das Augenlicht gefährdet, existiert allerdings bislang keine Konsensusdefinition im Hinblick auf klinisch relevante Veränderungen. Auch ihre funktionellen Konsequenzen sowie ihr Spontanverlauf sind kaum untersucht. Ein weiteres Problem ist das Fehlen zugelassener Therapie­optionen: Die diabetische Makulaischämie spricht weder auf Angiogenesehemmer noch auf eine Photokoagulation an.

Angesichts dieser zahlreichen Unklarheiten ist nun die Forschung gefragt, betonen Prof. Bressler und Kollegen: Sie müsse klären, warum einige Patienten mit diabetischer Retinopathie trotz erfolgreicher Therapien einen fortschreitenden Visusverlust erleiden und wie diesen Betroffenen geholfen werden kann.

Quelle: Bressler SB et al. JAMA Ophthalmol 2022; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2022.0135