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Strategien gegen Hypoglykämie Mit Diabetes voll im Training

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die Gründe für das geschlechtsspezifische Präventionsverhalten wurden in der Studie nicht eruiert. Die Gründe für das geschlechtsspezifische Präventionsverhalten wurden in der Studie nicht eruiert. © iStock/vgajic
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Sport ohne großes Hypoglykämierisiko: Es gibt verschiedene Strategien, mit denen auch Diabetiker sicher trainieren können. Bei der Beratung sollte man aber das Geschlecht der Patienten berücksichtigen.

Beim patientenseitigen Management des Typ-1-Diabetes gibt es offenbar geschlechtsspezifische Unterschiede. Dies gilt zumindest für die Prävention sportbedingter Hypoglykämien. Zu diesem Ergebnis kommen kanadische Wissenschaftler auf der Grundlage einer Registerstudie mit knapp 600 Teilnehmern.

Keine Differenz bestand bei der am häufigsten genutzten Strategie. Drei Viertel der Diabetiker setzten auf vermehrte Blutzuckerkontrollen kapillär oder mittels kontinuierlicher Messung. Die Aufnahme zusätzlicher Kohlenhydrate vor und während der körperlichen Aktivität war bei den Herren (71 % bzw. 57 %) populärer als bei den Damen (62 % bzw. 43 %). Snacks verzehrten vor allem Männer gern, schreibt das Autorenteam um Melinda Prévost von der McGill-University in Montreal. Nach dem Training nutzen diese Strategie sowohl Männer und Frauen (ca. 40 %), um Hypoglykämien zu vermeiden. Weniger verbreitet als die zusätzliche Nahrungsaufnahme war die Reduktion der Hormondosis, mutmaßlich weil sich diese Form der Anpassung schwerer umsetzen lässt. Nur etwa die Hälfte der Probanden verabreichte sich weniger Mahlzeiteninsulin. Nicht einmal 10 % verringerten die Basalrate ihrer Insulinpumpe vor, während oder nach der körperlichen Aktivität, Damen und Herren gleichermaßen.

Frauen haben eher Hemmungen zu snacken

Die Gründe für das geschlechtsspezifische Präventionsverhalten wurden in der Studie zwar nicht eruiert, auffällig war jedoch, dass sich Frauen mit Typ-1-Diabetes beim Sporttreiben stärker eingeschränkt fühlten als Männer. Dieser Unterschied erklärt wahrscheinlich auch, warum sich die Damen wöchentlich eine halbe Stunde weniger Zeit für Bewegung nahmen.

Für ihre geringere Aufnahme zusätzlicher Kohlenhydratdosen haben die Autoren ebenfalls eine Erklärung. Sie vermuten, dass die erhöhte Prävalenz von Körperschema- und Essstörungen dafür sorgt, dass Frauen mit Diabetes weniger gern auf diese Präventionsstrategie zurückgreifen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine geschlechtsspezifische Schulung die Wertschätzung und Sicherheit eines aktiven Lebensstils erhöhen könnte.

Quelle: Prévost MS. Diabetes Care 2022; DOI: 10.2337/dc21-1899