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Makulablutung Plötzlich auf einem Auge blind

Autor: Maria Weiß

Der Waldarbeiter gab an, zwei Tage vor Symptombeginn schwere Lasten gehoben zu haben. (Agenturfoto) Der Waldarbeiter gab an, zwei Tage vor Symptombeginn schwere Lasten gehoben zu haben. (Agenturfoto) © iStock/simonkr
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Überraschend kann ein 25-jähriger Mann auf dem rechten Auge so gut wie nichts mehr sehen. Ein Trauma oder retinale Vaskulitis scheiden als Ursachen aus. Seine berufliche Tätigkeit bringt die Ärzte auf die richtige Spur.

Als sich der Patient drei Tage nach dem plötzlichen Sehverlust in der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg/Saar vorstellte, fanden Amine Maamri und Kollegen einen unkorrigierten Visus von 1/40 auf dem rechten Auge bei normaler Sehschärfe links. Der Blick ins Auge zeigte den Ophthalmologen rasch das Problem: In der Fundoskopie sahen sie eine geschwollene Papille mit Randblutungen sowie eine subhyaloide Blutung bis zur Papille und den temporalen Gefäßbögen im Makulabereich. Netzhautablösung bestand keine. Die optische Kohärenztomographie der Makula und die Fluoreszenzangiographie bestätigten die subhyaloidale und Sub-ILM-Blutung (inner limiting membrane, innere Grenzmembran).

Eine spezifische Ursache der Blutung ließ sich nicht finden. Es bestand keine Thrombophilie, CT und MRT des Kopfes waren unauffällig. Schwere Hustenattacken oder Obstipation verneinte der Patient. Der Waldarbeiter gab aber an, zwei Tage vor Symptombeginn schwere Lasten gehoben zu haben. Damit stellten die Kollegen die Diagnose einer Valsalva-Retinopathie.

Therapeutisch folgte eine Vitrektomie mit ILM-Peeling und SF6*-Gaseingabe am rechten Auge. Sieben Monate nach dem Eingriff lag die unkorrigierte Sehschärfe bei 1,25. Auffälligkeiten betanden keine mehr.

Pressen beim Stuhlgang als weiterer möglicher Auslöser

Bei jungen Menchen mit zuvor gesunden Augen ist eine Makulablutung selten, schreiben die Augenärzte. Vermutet werden sollten dann Trauma, retinale Vaskulitis oder Terson-Syndrom. Eine Valsalva-Retinopathie ist ihnen zufolge eine sehr seltene Ursache.

Bei der Valsalva-Retinopathie kommt es aufgrund eines erhöhten intraokularen Venendrucks zur Ruptur der oberflächlichen Netzhautkapillaren, sekundär zum intrathorakalen oder intraabdominalen Druckanstieg. Als Auslöser gelten intensives Training, schweres Heben, Pressen beim Stuhlgang, Schwangerschaft, Husten, thorakoabdominales Trauma oder heftige sexuelle Aktivität. Symptome sind plötzlicher schmerzloser Sehverlust oder Zentralskotom.

Bei der Valsalva-Retinopathie sind verschiedene Ausprägungen möglich:

  • große Sub-ILM-Blutung inferior der Fovea und durchbrechende Glaskörperblutung,
  • zentrale subhyaloide und Sub-ILM-Blutung,
  • präfoveale subhyaloide Blutung,
  • zentrale subhyaloide Blutung und
  • diffuse Glaskörperblutung.

In der Regel genügt es, abzuwarten

Da es bei kleineren Blutungen (kleiner als ein Papillendurchmesser) oft zu spontaner Rückbildung kommt, kann man im Allgemeinen zunächst abwarten, so die Autoren. Als weitere Möglichkeit nennen sie die Nd:YAG-Laser**-Hyaloidotomie, die aber nur angezeigt ist, wenn das prämakuläre Blut nicht koaguliert ist und wenn das Blut nicht unter der ILM liegt. Als dritte Option steht die invasive Pars-plana-Vitrektomie mit ILM-Peeling und Gasinjektion zur Verfügung. Das Verfahren ist vor allem bei Blutungen unterhalb der ILM Methode der Wahl und dann, wenn der Patient die schnelle Besserung seiner Sehleistung wünscht.

* Schwefelhexafluorid
** Neodym-dotierter Yttrium-Aluminium-Granat-Laser

Quelle: Maamri A et al. Der Augenspiegel 2021; 67: 44-46 © Eyepress Fachmedien GmbH, Mühlheim a. d. Ruhr

Funduskopisch fand sich eine randunscharfe und geschwollene Papille mit Randblutung. In der Kohärenztomographie fielen die subhyaloidale (gelber Pfeil) und die Sub-ILM-Blutung (weißer Pfeil) auf. Funduskopisch fand sich eine randunscharfe und geschwollene Papille mit Randblutung. In der Kohärenztomographie fielen die subhyaloidale (gelber Pfeil) und die Sub-ILM-Blutung (weißer Pfeil) auf. © Maamri A et al. Der Augenspiegel 2021; 67: 44-46 © Eyepress Fachmedien GmbH, Mühlheim a. d. Ruhr
Nach der OP war keine Blutung mehr zu erkennen. Nach der OP war keine Blutung mehr zu erkennen. © Maamri A et al. Der Augenspiegel 2021; 67: 44-46 © Eyepress Fachmedien GmbH, Mühlheim a. d. Ruhr