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Sportunfälle Blind vom Golfen oder Boxen

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Wird der Ball zwischen Abschlag und Loch von einem menschlichen Hindernis gestoppt, endet dies mitunter mit einer Contusio bulbi. Wird der Ball zwischen Abschlag und Loch von einem menschlichen Hindernis gestoppt, endet dies mitunter mit einer Contusio bulbi. © wabeno – stock.adobe.com, magann – stock.adobe.com
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Bei Sportunfällen ist nicht selten das Auge betroffen. Vor allem Prellungen haben es in sich: Auch wenn diese zunächst harmlos aussehen, können sie das Sehvermögen kosten.

Die Contusio bulbi ist eine geschlossene Läsion des Augapfels. Sie wird durch ein stumpfes Objekt ausgelöst, das mit hoher Geschwindigkeit auf das Sehorgan trifft (z.B. Faust, Tennisball). Eine typische Folge ist die Ruptur des Irissphinkters. Dadurch wird die Beweglichkeit dieses Muskels gestört und es kommt zu einer Entrundung oder Dilatation der Pupille mit vermehrter Blendempfindlichkeit.

In etwa einem Drittel der Fälle führt die okuläre Kontusion zu einer Einblutung in die Vorderkammer. Besonders gefährlich sind sekundäre Hyphämata. Sie gehen mit einem vierfachen erhöhten Risiko für eine bleibende Visusminderung unter 0,1 einher, warnen Prof. Dr. Wolfgang Schrader von der Rotkreuzklinik Würzburg und Prof. Dr. Arne Viestenz vom Uniklinikum Halle. 

Augengefährdende Sportarten

Sportbedingte Augenverletzungen treffen mit einem Anteil von 75 % vor allem Männer:
  • Besonders gefährlich ist Squash. Denn der kleine Ball prallt direkt auf das Auge, nicht auf den Knochen, wie bei den größeren Bällen anderer Disziplinen. Zur Prävention empfehlen die Autoren ebenso wie beim Golfspiel das Tragen einer Schutzbrille.
  • Aufgrund der größeren Verbreitung sind Augenverletzungen beim Fußball in absoluten Zahlen noch häufiger als bei Squash und Golf. Wie bei anderen Kontaktsportarten kommt es beim Abdrängen oft zu Läsionen durch Ellenbogen und Finger anderer Spieler.
  • Okuläre Läsionen beim Basket-, Hand- und Wasserball werden ebenfalls häufig durch die Finger verursacht, z.B. durch das Schnappen nach dem Ball oder das Wegdrängen des Gegners. Eine mögliche Folge ist, dass das Auge aus der Orbita gezogen wird und der Sehnerv abreißt.
  • Auch Boxen gefährdet das Sehorgan: Im Amateurbereich berichten etwa drei von vier Kampfsportlern von Augenprellungen. Ein knappes Drittel musste wegen peripherer Netzhautrisse behandelt werden.

Katarakt, Linsenluxation und Einblutungen

Abrisse der Irisbasis treten in etwa 10 % der Prellungen auf. Auch bei initial niedrigem Augeninnendruck kommt es langfristig oft zu einer starken Hypertension mit Kontusionsglaukom. Zudem ist mit einer traumatischen Katarakt und Linsenluxation zu rechnen. Eine weitere gravierende Kontusionsfolge ist die Einblutung des Glaskörpers mit ebenfalls stark erhöhtem Risiko für eine anhaltende Visusreduktion. Die mit einem Anteil von 10 % ebenfalls nicht seltenen Netzhautrisse sollten möglichst rasch behandelt werden, um eine Ablösung der Retina zu verhindern. Allerdings ist auch die Fundoskopie in Mydriasis nicht ungefährlich. Besonders am zweiten und dritten Tag nach dem Trauma droht ein sekundäres Hyphäma. Als sicher gilt die Fundoskopie ab dem fünften Tag. Eine sofortige Visusminderung nach dem Trauma spricht für ein Makulaloch. Das pathologische Foramen entsteht durch eine Kombination von direkten Kontusionsschäden der äußeren Retinaschichten mit einer Schrumpfung der inneren Auskleidung. Die optimale Therapie ist umstritten. Einerseits verschließt sich die Lücke mitunter spontan. Andererseits scheint eine frühzeitige Vitrektomie mit Entfernung der inneren Grenzmembran ein besseres funktionelles Ergebnis zu erzielen als ein später Eingriff. Manche Operateure warten deshalb vier bis sechs Wochen ab, bevor sie sich zu einem Eingriff entschließen. Mit etwa 5 % ähnlich selten sind die direkte Schädigung des Sehnervs oder Risse der Aderhaut. In beiden Fällen ist die Gefahr für eine bleibende Visusminderung hoch. In ihrem Fazit betonen die Verfasser, dass jeder Patient mit Augenverletzung so schnell wie möglich vom Ophthalmologen untersucht werden sollte.

Spätkomplikationen oft erst nach Jahren

Nur mit dem Mikroskop kann geklärt werden, ob die Läsion gefährlich ist. Dabei ist auch zu beachten, dass insbesondere Prellungen zunächst scheinbar glimpflich verlaufen können. Zu Spätkomplikationen wie Glaukom, Katarakt und Retinaablösung kommt es erst nach Jahren bis Jahrzehnten. Bei Bulbus-Kontusionen wird eine Rate von 10 % für solche Spätschäden angenommen, was der Patient wissen sollte.

Quelle: Schrader WF, Viestenz A. internistische praxis 2022; 64: 669-677