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Fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom Analysen aus deutschem Register geben Einblicke in Therapiesequenzen

DGHO 2021 Autor: Birgit-Kristin Pohlmann

Die Auswertung umfasst den Zeitraum 2007 bis 2019 und berücksichtigt 1.477 Patienten. Die Auswertung umfasst den Zeitraum 2007 bis 2019 und berücksichtigt 1.477 Patienten. © iStock/sorbetto
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Die Behandlungsoptionen des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms haben sich in den vergangenen Jahren deutlich erweitert. Eine Datenauswertung der deutschen Registerplattform CARAT zeigt, dass die therapeutischen Veränderungen im klinischen Alltag umgesetzt werden – und dass der Trend in Richtung Checkpoint-Inhibitoren geht.

Registerdaten bilden den Versorgungsstand im klinischen Alltag ab und zeigen, inwieweit neue Studiendaten und darauf basierend modifizierte Therapieempfehlungen umgesetzt werden. Professor Dr. Peter J. Goebell vom Universitätsklinikum Erlangen stellte vor diesem Hintergrund eine Datenauswertung aus dem CARAT-Register zur sequenziellen Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom (RCC) vor.

Nur die Hälfte der Betroffenen erhält eine Zweitlinientherapie

Insgesamt nehmen laut dem Referenten 143 Zentren und mehr als 350 Onkologen und Urologen an der Registerplattform CARAT teil. Für besagte Fragestellung wurden die Daten von Erkrankten mit fortgeschrittenem RCC eingeschlossen, die eine systemische Erstlinientherapie begonnen hatten.

Die Auswertung umfasst den Zeitraum 2007 bis 2019 und berücksichtigt 1.477 Patienten, die mindestens ein Jahr lang nachbeobachtet wurden. Es zeigte sich, dass nach der systemischen Erstbehandlung nur 52 % der Teilnehmer eine Zweitlinientherapie erhielten und dass dieser Prozentsatz nach jeder Linie weiter – jeweils um etwa die Hälfte – abnahm. Eine vierte Behandlungslinie bekamen nur noch 11 % der Betroffenen.

Ein Hauptgrund für diese Entwicklung waren laut Prof. Goebell Todesfälle. Diejenigen Patienten, die während der ersten oder vor der zweiten Linie starben, waren überwiegend älter und sie hatten ein hohes Risiko – sei es aufgrund des schlechteren IMDC*-Scores oder aufgrund von Begleiterkrankungen, d.h. einem Comorbidity Index ≥ 1.

Checkpoint-Inhibitoren sind in der Erstlinie angekommen

Betrachtet man die Behandlungssequenzen im zeitlichen Wandel, zeige sich sehr deutlich, dass sich Studiendaten und damit einhergehende Therapieempfehlungen schnell im klinischen Alltag abbilden, sagte der Referent. Die deutlichste Änderung sei aufgrund des zunehmenden Erstlinieneinsatzes von Checkpoint-Inhibitoren (CPI) zwischen 2018 und 2019 zu sehen. Während von 2007 bis 2018 die Tyrosinkinasehemmer (TKI) die erste Linie dominierten – knapp 70 % der Erkrankten erhielten eine der zielgerichteten Substanzen –, betrug ihr Anteil 2019 noch knapp 45 %. Fast 53 % der Patienten hatten im selben Jahr first line einen CPI erhalten, wodurch TKI stärker in die zweite Linie rutschten. Die in der Erstlinie mit einem TKI behandelten Personen erhielten häufig einen CPI als Zweitlinie. Der Einzug der CPI in den klinischen Alltag startete zwischen 2014 und 2017, als knapp 21 % der Betroffenen einen solchen als Zweitlinientherapie erhalten hatten; 2018 waren es bereits 31 %.

Die Behandlungssequenzen mit TKI und CPI kommen in der Routine zum Einsatz, resümierte Prof. Goebell. Insgesamt habe sich die häufigste Erst- zur Zweitliniensequenz in den vergangenen Jahren geändert. Im Jahr 2019 waren die Hauptstrategien ein TKI in der Erst- und Zweitlinie oder ein CPI in der Erst- und ein TKI in der Zweitlinie.

* International Metastatic Renal-Cell Carcinoma Database Consortium

Quelle:
Goebell PJ et al. DGHO-Jahrestagung 2021; Abstract V497 & freier Vortrag Nierenzellkarzinom
DGHO-Jahrestagung 2021