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Diabetes Herbsttagung 2023 Appetit auf Gesundheit – und Ernährungsmedizin

Diabetes Herbsttagung 2023 Autor: Jochen Schlabing/Nicole Finkenauer

Gesunde Ernährung bedeutet Genuss und Steigerung der Lebensqualität. Gesunde Ernährung bedeutet Genuss und Steigerung der Lebensqualität. © HejPrint – stock.adobe.com
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„Appetit auf Gesundheit“ lautet sehr treffend das Motto der Diabetes Herbsttagung, denn die DDG kooperiert mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM). Was erwartet die Besucher*innen – und wie sieht eine gesunde Ernährung an einem langen Tag auf der Tagung aus? Antworten gibt es von den beiden Tagungspräsidentinnen. 

Neun gemeinsame Symposien bieten DDG und DGEM während der Diabetes Herbsttagung an. Das zeigt, wie eng Diabetologie und Ernährungsmedizin miteinander verzahnt sind.  

„Appetit auf Gesundheit“ – so ist die Herbsttagung überschrieben. Welchen Anteil hat die Ernährung an der Gesundheit, Frau Professor Rubin und Frau Professor Bosy-Westphal? 

Prof. Rubin: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung hat natürlich für sehr viele Krankheitsbilder eine Bedeutung und ist der Grundstein zur Verhinderung von chronischen Erkrankungen wie Diabetes, aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen. Man geht ja davon aus, dass 50 bis 60 % der chronischen Erkrankungen durch ausgewogene Ernährung und Bewegung beeinflusst werden können. Leider sind wir in der Bevölkerung noch relativ weit entfernt von einer optimalen Ernährung. 

Prof. Bosy-Westphal: Gesunde Ernährung leistet einen entscheidenden Beitrag zur Prävention von nicht übertragbaren Erkrankungen. Nach der Global Burden of Disease Study ist eine schlechte Ernährung die zweithäufigste Todesursache in Deutschland! Und eine ungesunde Ernährung beeinträchtigt nicht nur die Gesundheit und Lebensqualität von Einzelpersonen, sondern führt auch zu einer großen wirtschaftlichen Belastung für unsere Gesundheitssysteme. 

Wie kann es gelingen, den Appetit auf Gesundheit zu wecken? 

Prof. Bosy-Westphal: Eine moderne gesunde, ausgewogene Ernährung bedeutet nicht Verzicht und Einschränkung, sondern ganz im Gegenteil eine Steigerung der Lebensqualität durch Genuss, kulinarische und soziokulturelle Erlebnisse. Sie ist Bestandteil eines gesunden Lebensstils, individuell und identitätsstiftend. Dazu gehört auch, dass wir uns wieder mehr mit unseren Lebensmitteln, deren Herkunft und Zubereitung beschäftigen. Hier ist viel Wissen verloren gegangen. Wir müssen diese Kenntnisse im Sinne der Food Literacy oder auf Deutsch „Ernährungskompetenz“ neu vermitteln. Hierbei geht es nicht nur um Ernährungswissen, sondern vor allem auch um die Fähigkeit, dieses Wissen in praktische Fertigkeiten umzusetzen und im Alltag anzuwenden. Dann wird es auch gelingen, den Konsum von Fertigprodukten und hoch verarbeiteten Lebensmitteln zu reduzieren. 

Prof. Rubin: Natürlich gehört es zu unseren Aufgaben als Ärztinnen und Ärzte, den Patientinnen und Patienten auch präventive Ernährungsthemen zu vermitteln. In das Tagungsprogramm aufgenommen haben wir deshalb auch das Thema Planetary Health Diet, es gibt dazu ein gemeinsames Symposium von DDG und DGEM, in dem es auch um die Diabetesprävention durch pflanzenbetonte Ernährung geht. Aber ganz besonders bedeutend ist, Menschen Appetit auf Gesundheit zu machen, bei denen eine Ernährungstherapie den Therapieerfolg beeinflussen oder vielleicht sogar die eigentliche Therapie sein kann. Und darum soll es auch auf der Herbsttagung gehen, Stichwort Remission des Typ-2-Diabetes.

Was sind Ihre ganz persönlichen Kongress-Highlights? 

Prof. Bosy-Westphal: Das Symposium über neue Subtypen „Ist es Zeit für eine neue (Prä-)Dia­betes-Klassifikation?“ interessiert mich besonders. Ich bin gespannt, ob die Forschungsergebnisse bereits klinische Implikationen haben. 

Prof. Rubin: Bei mir sind es zwei Themenbereiche: Zum einen inte­ressieren mich die Symposien, in denen es um Diabetes im Krankenhaus geht, z.B. das gemeinsame Symposium von DDG und DGEM „Diabetes und Ernährung im Krankenhaus“. Ich denke, da können wir auf jeden Fall noch voneinander lernen und von der Tagung profitieren. Und dann interessieren mich natürlich auch die klassischen ernährungsmedizinischen Themen wie im Symposium „Ernährung aktuell“. Außerdem möchte ich die Symposien „Technologische Chancen im Alltag mit Diabetes“ und „Aktuelle Aspekte des Diabetes in der Schwangerschaft“ besuchen. 

Was sollen die Besucher*innen idealerweise mitnehmen von einer Tagung, bei der die Ernährungsmedizin im Vordergrund steht?  

Prof. Rubin: Ernährungstherapie sollte ein wichtiger Therapiebestandteil sein, sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Diabetestherapie. Und getreu dem Motto sollten die Kolleginnen und Kollegen richtig Appetit darauf bekommen, die Ernährungstherapie umzusetzen. Man sollte ein Handwerkszeug mitbekommen, wie man Diabetologie und Ernährungsmedizin in der eigenen Praxis verknüpfen kann. Das ist mein Hauptwunsch. 

Prof. Bosy-Westphal: Wer die Tagung besucht, sollte mitnehmen, dass eine gesunde Ernährung auch bei Patienten mit Diabetes individuelle Bedürfnisse und Vorlieben erfüllt. Sie dient nicht nur zur besseren Einstellung des Blutzuckers oder der Reduktion des kardiovaskulären Risikos, sondern fördert gleichzeitig die Gesundheit der Umwelt und trägt zum Erhalt der Lebensqualität bei. 

Ein langer Kongresstag steht bevor. Wie sieht eine gute Ernährung aus, wenn es lang und hektisch wird? 

Prof. Rubin: Die wichtigste Basis ist für mich ein gutes Frühstück, am besten mit gesunden, komplexen Kohlenhydraten. Ich esse gerne Haferflocken mit Naturjoghurt und frischem Obst. Die Kongresstage selbst halte ich nach wie vor für sehr schwierig. Da habe ich leider auch noch keine Patentlösung, weil das, was angeboten wird, meistens nicht besonders gesundheitsförderlich ist. Aber vielleicht entwickeln wir ja für die Zukunft mal ein Konzept, wie das besser gelöst werden kann, damit eben die Kolleginnen und Kollegen nicht mehr verzweifelt auf der Suche sind nach Lebensmitteln jenseits von Gummibärchen und Brezeln. 

Prof. Bosy-Westphal: Ich hoffe auf ein Wiedersehen mit alten Bekannten und Kolleg*innen und den Austausch beim Essen. Und sollte es zeitlich eng werden, habe ich immer eine Packung Studentenfutter für den Notfall dabei.