
Peripheres T-Zell-Lymphom Autolog oder allogen transplantieren?

Die Effektivität bisheriger Therapien für Patienten mit peripheren T-Zell-Lymphomen (PTCL) lässt zu wünschen übrig: Viele Betroffene erleiden ein Rezidiv und die Prognose ist düster. Hämatopoetische Stammzelltransplantationen (HSZT) kommen teilweise in der rezidivierten/refraktären Situation zum Einsatz. Unklar ist, welche Art der HSZT – allogen oder autolog – den Erkrankten mehr Vorteile bringt. Um die Diskussion auf eine solide Grundlage zu stellen, führten Ärzte um Dr. Jun Du, Chinese Academy of Medical Sciences and Peking Union Medical College, Tianjin, ein systematisches Review inklusive Metaanalyse durch (siehe Kasten).1
Studiendesign
Unterschiede zwischen Drei- und FĂĽnf-Jahres-Ăśberleben
In 16 Studien mit 1.002 Teilnehmern wurden Daten zum GesamtĂĽberleben (OS) nach drei Jahren erhoben. Es betrug zusammengefasst 50 % in der allogenen HSZT-Gruppe und 55 % fĂĽr Personen mit autologer Transplantation. Das Ergebnis deutet laut den Autoren zwar darauf hin, dass das Drei-Jahres-OS mit der autologen HSZT besser ist – allerdings waren Betroffene, die diese erhalten hatten, allgemein chemosensibel oder sie erreichten ihr ersÂtes komplettes Ansprechen nach der Induktion. Hinsichtlich des kombinierten FĂĽnf-Jahres-OS (11 Publikationen mit 520 Personen) gab es mit 54 % vs. 53 % zwischen den beiden Gruppen keinen Unterschied. Die Forscher betonen, dass fĂĽr die allogene HSZT das Drei-Jahres-OS schlechter war als das FĂĽnf-Jahres-OS. Dies könne an den fĂĽr die Analyse herangezogenen unterschiedlichen Publikationen liegen, bei denen die Ergebnisse nicht direkt vergleichbar sind. AuĂźerdem mĂĽsse man hier die Patientencharakteristika mit einÂbeziehen. Da nicht alle Studien Daten zu progressionsfreiem(PFS)-, ereignisfreiem- und krankheitsfreiem Ăśberleben lieferten, fassten die Kollegen alle drei Variablen zum PFS zusammen. FĂĽr die allogene Transplantation betrug es 42 % nach drei Jahren und 48 % nach fĂĽnf Jahren. In der Gruppe mit autologer HSZT wurden PFS-Raten von 41 % bzw. 40 % erreicht. FĂĽr die FĂĽnf-Jahres-Ergebnisse gäbe es einen groĂźen Bias, so die Wissenschaftler, daher seien nur die Drei-Jahres-PFS-Raten aussagekräftig. Um die transplantationsassoziierte Mortalität (TRM) zu ermitteln, fassten die Autoren auch die Daten zu TRM und nicht-rezidivassoziierter Mortalität zusammen. Die Drei-Jahres-TRM betrug 32 % bzw. 7 % fĂĽr allogene bzw. autologe HSZT. Die FĂĽnf-Jahres-Ergebnisse bezifferten die Forscher mit 24 % bzw. 55 %.Mehr Nebenwirkungen unter allogener Transplantation
Die Patienten aus beiden Gruppen hatten ähnliche Ăśberlebensraten, so das Fazit der Wissenschaftler, aber mit der autologen HSZT gab es weniger Nebenwirkungen. Dies sei womöglich auf Graft-versus-Host-Erkrankungen während einer allogenen Transplantation zurĂĽckzufĂĽhren. Allerdings waren die meisten Personen aus der allogenen Gruppe nicht chemosensibel und die HSZT diente hier als Salvage-Therapie, was den Betroffenen einen zusätzlichen Ăśberlebensvorteil biete. In ihrem Editorial loben Professor Dr. Joseph C. ÂAlvarnas vom City of Hope National Medical Center in Duarte und Co-Autoren die MetaÂanalyse.2 Sie sei eine wichtige Errungenschaft, denn sie liefere weitere Daten zur Assoziation zwischen Transplantationsmodalitäten und klinischem Outcome. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl autologe als auch allogene HSZT eine wirksame Therapiemöglichkeit fĂĽr ausgewählte Personen mit PTCL darstellen. Allerdings seien die Daten aufgrund von Limitationen mit Vorsicht zu interpretieren. Die Kommentatoren erinnern daran, dass eine autologe HSZT häufiger als Teil einer Konsolidierung bei Erkrankten in Remission eingesetzt wird; eine allogene HSZT sei eher eine Option fĂĽr Betroffene mit rezidivierter, persistierender oder refraktärer Erkrankung. Die vorliegende Metaanalyse liefere aber keine Erkenntnisse, die Ă„rzte dazu verleiten wĂĽrden, ihre gängige Vorgehensweise bei der Patientenselektion zu ändern. Auch sei daraus keine Präferenz fĂĽr die ein oder andere Stammzelltransplantation abzuleiten.Quellen:
1. Du J et al. JAMA Netw Open 2021; 4: e219807; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.9807
2. Alvarnas JC et al. JAMA Netw Open 2021; 4: e2111674; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.11674