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Sentinellymphknoten-Biopsie Axillärer Ultraschall reicht oft bei Patientinnen mit kleinem Mammakarzinom

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Schon in der Vorsorge wird beim Ultraschall der Brust meist die Achsel mituntersucht. Schon in der Vorsorge wird beim Ultraschall der Brust meist die Achsel mituntersucht. © Kalim - stock.adobe.com
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Die Sentinellymphknoten-Biopsie (SLNB) dient dazu, bei Brustkrebspatientinnen den Befall axillärer Lymphknoten zu prüfen. 

Bei negativem Befund kann die axilläre Lymphknotendissektion entfallen. Studien haben jedoch inzwischen gezeigt, dass die Dissektion keine Prog­nosevorteile bringt, selbst wenn bis zu zwei Sentinellymphknoten befallen sind. Eine Mailänder Arbeitsgruppe um Dr. Oreste­ Gentilini­ vom Europäischen Institut für Onkologie ging in ihrer prospektiven Phase-3-Studie namens SOUND* nun der Frage nach, ob man bei kleinem Mammakarzinom vielleicht ganz auf die SLNB verzichten kann, wenn eine präoperative axilläre Sonografie negativ ausgefallen ist. 

Insgesamt 1.405 Frauen mit einem Mammakarzinom von ≤ 2 cm Durchmesser und präoperativ negativer axillärer Sonografie nahmen an der Studie teil. Sie wurden 1:1 randomisiert in eine Gruppe mit und eine ohne SLNB. Als primärer Endpunkt war das fernmetastasenfreie Überleben (distant disease-free survival, DDFS) nach fünf Jahren definiert.

Die Histologie axillärer Lymphknoten kann für die Therapie wichtig sein

In der SLNB-Gruppe zeigte die Biopsie bei 13,7 % der Patientinnen befallene Lymphknoten. Die DDFS-­Rate nach fünf Jahren ergab keinen Unterschied. Sie betrug 97,7 % in der SLNB-Gruppe und 98 % in der Gruppe, bei der auf eine SLNB verzichtet wurde. Auch in der Inzidenz von lokoregionalen Rezidiven, Fernmetastasen und Todesfällen unterschieden sich die Gruppen nicht. 

Qualitative Unterschiede beim axillären Ultraschall

Man kann also Patientinnen mit kleinem Mammakarzinom und negativem axillären Ultraschall die SLNB ersparen – es sei denn, man braucht pathologische Befunde, um die postoperative Therapie festzulegen, schließen die Autoren. Dr. Seema Khan, Universität Chicago,  weist in einem begleitenden Editorial darauf hin, dass bei Frauen über 70 Jahren heute schon auf die SLNB verzichtet wird. Dass dieses Vorgehen auch bei jüngeren Frauen sicher ist, mache die SOUND-Studie klar. Es bleibe jedoch unsicher, wie dies bei Frauen unter 50 Jahren aussieht, die nur 20 % des Studienkollektivs ausmachten. Die genaue Kenntnis der axillären Pathologie sei auch nicht selten notwendig, um die Intensität der systemischen adjuvanten Therapie oder auch der Radiotherapie festzulegen. Als Problem sieht Dr. Khan schließlich potenzielle Qualitätsunterschiede in der Interpretation der axillären Sonografie. Die in der Studie gesehene Falsch-Negativ-Rate von fast 14 % in der SLNB-Gruppe könnte manchen Patientinnen und Ärzten zu hoch erscheinen, obwohl sie das Outcome nicht beeinflusst hat.

*    Sentinel Node vs Observation After Axillar Ultra-Sound

Quellen:

1 Gentilini OD et al. JAMA Oncol 2023; DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.3759
2 Khan SA. JAMA Oncol 2023; DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.3667