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Coronaimpfung Bei falscher Technik droht ein Schulterschaden

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Im MRT ist ein Erguss im Bereich der Bursa subdeltoidea sichtbar: 3,5 Wochen (1) und 11 Wochen nach der COVID-19-Schutzimpfung (2). Im MRT ist ein Erguss im Bereich der Bursa subdeltoidea sichtbar: 3,5 Wochen (1) und 11 Wochen nach der COVID-19-Schutzimpfung (2). © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg
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Die Impfung gegen COVID-19 kann offenbar länger anhaltende Komplikationen im Schultergelenk auslösen. Das legen Hamburger Kollegen anhand eines beispielhaften Falls dar.

Eine 64-jährige Patientin bekam im März 2021 die Vakzine von AstraZeneca in den linken Oberarm verabreicht. Am nächsten Tag entwickelte sie eine schwere Omalgie, die auch nach zwei Wochen noch fortbestand. Ein systemischer Steroidstoß sollte für Abhilfe sorgen, erbrachte aber nur eine vorübergehende Erleichterung. Deswegen stellte sich die Frau knapp sechs Wochen nach der Impfung in der Asklepios Klinik Altona vor, so berichten Prof. Dr. Daniel­ Briem und Dr. ­Henning Jeziorkowski­ vom Schulterzentrum des Krankenhauses. Bei der Untersuchung dort fiel bei schmerzbedingt eingeschränkter Beurteilbarkeit eine Gelenksteife mit eingeschränkter Außenrotation (30°) auf. Die Abduktion war bis 50° möglich. In der MRT zeigte sich ein Erguss im Bereich der Bursa subdeltoidea.

Die Therapie erfolgte analog zum Vorgehen bei der idiopathischen Frozen Shoulder, also ohne direkte Manipulation des Schultergelenks. Zusätzlich wurden peripher wirksame Analgetika verordnet. Auf eine erneute Steroidtherapie verzichteten die Autoren wegen der ausstehenden Zweitimpfung.

14 Wochen nach der Impfung berichtete die Patientin erstmals von zurückgehenden Schmerzen. Die erneute MRT ergab zwar einen verringerten bursalen Flüssigkeitssaum, aber zugleich einen deutlichen Gelenkerguss mit Kapselödem als Zeichen der Kapsulitis. Die Patientin hatte nach einer zunächst isolierten Bursitis eine Frozen Shoulder entwickelt. Diese seltene Impfnebenwirkung wird auch als „shoulder injury related to vaccine administration“ (SIRVA) bezeichnet.

Die Autoren überblicken insgesamt vier derartige Fälle. Einen Zusammenhang mit dem Typ der Vakzine halten sie für unwahrscheinlich, weil unterschiedliche Präparate zum Einsatz kamen (AstraZeneca, PfizerBioNTech). Stattdessen vermuten sie eine falsche Spritztechnik. Denn alle vier Patienten berichteten von einer relativ kranialen und dorsalen Applikation.

Sicherheitshalber sollte bei der Injektion das obere Drittel des M. deltoideus, insbesondere der Bereich direkt unterhalb der lateralen Begrenzung des Akromions gemieden werden. Empfohlen wird ein senkrechtes Einstechen der Nadel. Eine Eindringtiefe von 2,5 cm genügt, eine zu tiefe Applikation kann infolge der lokalen Immunreaktion zu einer Bursitis beziehungsweise Kapsulitis führen.

Quelle: Briem D, Jeziorkowski H. Hamburger Ärzteblatt 2021; 75: 34-35 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg