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ANA Bestimmung von antinukleären Antikörpern nur gezielt einsetzen

DGIM 2023 Autor: Dr. Sonja Kempinski

Manchmal geht der Ausprägung von Symptomen eine Antikörperbildung voraus. Manchmal geht der Ausprägung von Symptomen eine Antikörperbildung voraus. © jarun011 – stock.adobe.com
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Bei Verdacht auf eine autoimmune System­erkrankung werden gern die antinukleären Antikörper bestimmt. Doch wann macht es eigentlich Sinn, nach ihnen zu suchen? Und was sagen ihre Titer und ihre immunfluoreszierenden Muster überhaupt aus?

Viele Erkrankungen sind mit erhöhten Titern von antinukleären Antikörpern (ANA) assoziiert. Allen voran die des rheumatischen Formenkreises – vom systemischen Lupus erythematodes (SLE) bis hin zur rheumatoiden Arthritis. Auch Patienten mit organspezifischen Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto Thyreoiditis oder Autoimmunhepatitis weisen meist ANA auf. Unter den Malignomen sind lymphoproliferative Erkrankungen und paraneoplastische Syndrome mit ihnen assoziiert. Und schlussendlich findet man sie bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und vielen Infektionen, z.B. durch HIV, HCV oder Parvovirus B19, sowie bei Syphilis und subakuter bakterieller Endokarditis, zählte Dr. ­Kristin ­Wiefel, Universitätsklinik Carl Gustav Carus in Dresden, auf.

Doch nicht nur die Vielfalt assoziierter Erkrankungen erschwert die Interpretation erhöhter ANA-Werte. Kompliziert wird das Ganze auch dadurch, dass Gesunde häufig ANA im Blut haben. 32 % der 20- bis 60-jährigen gesunden Teilnehmer einer multizentrischen Studie wiesen niedrigtitrige ANA (1:40) auf, 5 % sogar Titer von 1:160, berichtete die Kollegin. 

Ist also die Bestimmung von ANA bei Verdacht auf eine systemische Autoimmunerkrankung überhaupt gerechtfertigt, und wenn ja, in welchen Fällen? Je höher die klinische Wahrscheinlichkeit, d.h. je mehr „passende“ Symptome ein Patient mitbringt, desto hilfreicher sind ANA für die Diagnose. Auch die vermutete Erkrankung hilft bei der Entscheidung „testen oder nicht testen“. Die Autoren der evidenzbasierten europäischen Guidelines halten die ANA-Testung für sehr sinnvoll bei einem Verdacht auf SLE und Systemische Sklerose. Sinnvoll ist die Testung, wenn nach einem Sjögren-Syndrom oder einer Dermato-/Polymyositis gesucht wird. Hilfreich kann sie bei der Abklärung einer juvenilen idiopathischen Arthritis mit asymptomatischer Uveitis und eines sekundären Raynaud-Syndroms sein.

Entscheidend für die Bewertung der ANA sind zunächst ihr Titer und ihr Immunfluoreszenzmuster. Die Relevanz des Titers steigt mit seiner Verdünnung:

  • Werte < 1:160 haben aufgrund der hohen Prävalenz niedrigtitriger ANA bei Gesunden in der Regel keine Bedeutung
  • Titer ab 1:320 sind relevant, eine spezifizierende Subdifferenzierung erscheint meist sinnvoll. 
  • Liegt der Titer bei 1:160, macht Dr. Wiefel es von der Klinik abhängig, ob sie eine Subdifferenzierung einleitet. 

In manchen Fällen lassen sich allerdings auch bei hohen Titern keine klinischen Symptome nachweisen. Das kann zum einen daran liegen, dass die entsprechende Manifestation noch nicht gefunden wurde. Zum anderen geht die Antikörperbildung der klinischen Ausprägung manchmal voraus. Bei Patienten mit hohen ANA, aber ohne passende Symptome startet die Rheumatologin keine Differenzierung. Stattdessen rät sie, die Patienten engmaschig klinisch zu kontrollieren.

Immunfluoreszenzmuster interpretieren

Bei den nukleären Mustern unterscheidet man u.a. zwischen homogenen, gesprenkelten, nukleo­lären oder pleomorphen. Einige dieser Muster sind mit bestimmten Antikörpern assoziiert. Anti-His­ton-AK (häufig beim medikamentenassoziierten SLE) präsentieren sich mit einem homogenen Muster, ebenso der Lupus-Antikörper Anti-ds­DNA-AK. 

Fein gesprenkelte Muster kennt man von Anti-Ro- und Anti-La-AK – diese sind z.B. mit SLE und Sjögren-Syndrom assoziiert –
und Anti-Mi (assoziiert mit Myositiden). Nukleoläre Muster sprechen für Anti-PmScl75/100-AK und treten häufig beim Polymyositis-Sklerodermie-Überlappungssyndrom auf. Auf ein Muster wies die Referentin explizit hin: Anti-DFS70-AK sind dicht fein gesprenkelt und liegen oft hochtitrig vor. Ihr Nachweis spricht allerdings eher gegen als für eine rheumatische Erkrankung. Auch Antikörper mit zytoplasmatischen Immunfluoreszenzmustern wurden inzwischen identifiziert, sie zählt man „aus Gewohnheit“ ebenfalls zu den ANA. Beispiele sind die zytoplasmatisch dicht fein gesprenkelten Muster des Myositisantikörpers Anti-PL7/PL12-AK und der fein gesprenkelte Anti-Jo-1-AK, der u.a. mit dem Antisynthetasesyndrom assoziiert ist. 

Eine aufschlussreiche Zusammenstellung aller inzwischen bekannten nukleären und zytoplasmatischen Immunfluoreszenzmuster bietet die Webseite zum International Consensus on ANA Patterns: anapatterns.org.   

Neben dem Titer ist das Muster der Immunfluoreszenz von Bedeutung (s. Kasten). Es gibt wichtige Hinweise, reicht aber für die eindeutige Subdifferenzierung der ANA nicht aus, betonte die Referentin. Mithilfe der Immunfluor­eszenz lässt sich jedoch eingrenzen, nach welchen Autoantikörpern man gezielt suchen muss. Dazu dienen dann im nächsten Schritt weitere, speziell zusammengestellte Solid Phase Assays.

Quelle: Kongressbericht 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin