Vitaminschub bei MS sinnvoll Cholecalciferol könnte die Aktivität dämpfen

Autor: Sabine Debertshäuser

Das gute Sicherheits- und vielversprechende Wirksamkeitsprofil macht hoch dosiertes Vitamin D zu einem idealen Kandidaten für künftige Studien. Das gute Sicherheits- und vielversprechende Wirksamkeitsprofil macht hoch dosiertes Vitamin D zu einem idealen Kandidaten für künftige Studien. © Marevgenna - stock.adobe.com

In der Entwicklung einer Multiplen Sklerose spielt Vitamin D eine Rolle. Und offenbar kann eine Supplementierung auch ohne manifesten Mangel den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen.

Ein Vitamin-D-Mangel erhöht das Risiko, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken, und befeuert bei bereits Betroffenen die Krankheitsaktivität. Die Daten zum Nutzen einer Supplementierung sind allerdings widersprüchlich. Um die Wirksamkeit einer hoch dosierten Cholecalciferol-Monotherapie bei Personen mit zur MS passendem klinisch isoliertem Syndrom (CIS) zu bewerten, führte eine französische Forschergruppe eine Phase-3-Studie durch.

Die Studienpopulation umfasste 316 Betroffene mit einem CIS im Alter von 18 bis 55 Jahren ohne wesentlichen Vitamin-D-Mangel. Sie wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten 24 Monate lang alle zwei Wochen 100.000 IE Cholecalciferol oral oder Placebo. Primärer Endpunkt war das Auftreten einer Krankheitsaktivität – entweder in Form eines erneuten klinischen Schubs oder von MRT-Läsionen (kontrastverstärkende T1- und neue T2-Läsionen). 

Vitamin-D-Gruppe mit besseren Ergebnissen

Den primären Endpunkt erreichten 60,3 % im Vitamin-D-Kollektiv und 74,1 % aus der Placebogruppe (Hazard Ratio, HR, 0,66). Die mittlere Zeit bis zum Auftreten einer Krankheitsaktivität war unter Vitamin D länger (432 vs. 224 Tage), schreibt ein Team um Prof. Dr. Eric Thouvenot, Uniklinik Nimes. Auch die sekundären MRT-Ergebnisse unterschieden sich zum Vorteil der Vitamin-D-Gruppe erheblich: Neben einer verminderten MRT-Aktivität (HR 0,71) wurden neue Läsionen (HR 0,61) und kontrastverstärkende Herde (HR 0,47) signifikant seltener beobachtet.

Eine Subgruppenanalyse bei 247 Patientinnen und Patienten, die zu Behandlungsbeginn die Diagnosekriterien für eine schubförmig remittierende MS erfüllten, kam zu keinem anderen Ergebnis. Schwere Nebenwirkungen beobachtete man in 17 Fällen unter Vitamin D und 13 Fällen unter Placebo, keine in der Verumgruppe stand im Zusammenhang mit Cholecalciferol. 

Das gute Sicherheits- und vielversprechende Wirksamkeitsprofil macht hoch dosiertes Vitamin D zu einem idealen Kandidaten für künftige Studien. In ihnen sollte die Rolle der Supplementierung als Add-on in der therapeutischen Strategie bei MS bewertet werden, schreibt das Autorenteam in seinem Fazit.

Quelle: Thouvenot E et al. JAMA 2025; DOI: 10.1001/jama.2025.1604