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Prostatakarzinom d-uo wirbt für Teilnahme an Datenregister(studien)

DGHO 2023 Autor: Dr. Claudia Schöllmann

Der Verein der deutschen Uro-Onkologen e.V. führt eine prospektive Versorgungsforschungs-Studie zu allen urologischen Tumorerkrankungen durch. Der Verein der deutschen Uro-Onkologen e.V. führt eine prospektive Versorgungsforschungs-Studie zu allen urologischen Tumorerkrankungen durch. © tashatuvango – stock.adobe.com
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Mit VERSUS führt d-uo eine prospektive Versorgungsforschungs-Studie zu allen urologischen Tumorerkrankungen durch – inklusive Erzeugung der Krebsregistermeldung. Die Studie liefert bereits jetzt interessante Rückschlüsse auf die Sinnhaftigkeit der Früherkennung.

Der Vortrag von Dr. Jörg Klier, Urologische Partnerschaft Köln, entführte die Zuhörer:innen „in die Niederungen der Versorgungsforschung“. Dr. ­Klier sprach im Namen des Vereins Deutsche Uro-Onkologen e.V. (d-uo), dem derzeit rund 400 überwiegend niedergelassene uroonkologisch tätige Ärztinnen und Ärzte angehören. 

Mit dem d-uo-Tumordokumentations-System wird eine bundesweit nutzbare Software zur optimierten Dokumentation mit gleichzeitiger Erzeugung der Meldung für die Krebsregister angeboten. Der Experte erinnerte daran, dass die Krebsregis­termeldung seit 2015 in Deutschland gesetzlich verpflichtend ist und mit 18 Euro für die Erstmeldung und jeweils 8 Euro für die dreimonatlichen Folgemeldungen honoriert wird. 

Der Verein d-uo dokumentiert seit Mai 2018 in das jeweilige Krebsregister und zusätzlich in die eigene Datenbank (als VERSUS-Studie mit Ethikvotum). Der seit 2014 bestehende Basisdatensatz, der 2024 zum zweiten Mal überarbeitet werde, sei seit 2015 durch das Zusatz-Item „Dia­gnoseanlass“ und seit 2017 durch das Modul „Prostatakarzinom“ ergänzt worden, so der Kölner Urologe. Die Erstmeldung werde dabei mit zusätzlichen 18 Euro honoriert. Der Verein lege großen Wert darauf, die Daten aktuell zu halten, auszuwerten und der „Community“ zur Verfügung zu stellen. „Niemand Externes hat Zugriff oder profitiert davon“, versicherte Dr. Klier.

Derzeit verfügt die d-uo-Datenbank (Stand: August 2023) über rund 19.000 Meldungen im uroonkologischen Bereich; darunter sind rund 12.000 (63 %) Prostatakarzinom-Patient:innen im mittleren Alter von 70 Jahren. Von diesen waren rund 8.800 (73 %) auswertbar, weil komplette Informationen über die Tumorstadien bei Diagnosestellung vorlagen. Im Vergleich dazu liege diese Quote im Register des Robert Koch-Instituts (RKI) lediglich bei 53 %, sagte Dr. Klier. Das RKI verzichte damit auf 57 % aller Patient:innen ohne Tumorstadium. 61,4 % der Erkrankten im d-uo-Register wiesen bei Diagnose ein UICC-Stadium von I auf, 17,7 % ein Stadium II, 8,6 % ein Stadium III und 12,3 % ein Stadium IV. 

Anders als das RKI-Register gibt die d-uo-Datenbank auch die TNM-Stadien an, was laut dem Referenten für die tägliche Praxis eine Erleichterung darstelle. Demnach hatten 56,8 % der Erkrankten ein T-Stadium von I und 22,8 % ein Stadium II. „All das zeigt, dass zwei Drittel der Personen mit Prostatakarzinom heute im lokalen Stadium diagnostiziert werden“, so Dr. Klier.

"Früherkennung lohnt sich"

Als „erfreulich“ bezeichnete der Urologe, dass in 53,5 % der Fälle „Früherkennung“ als Diagnoseanlass dokumentiert worden war. „Das sind Patienten, die mutmaßlich die Vorsorge wahrgenommen haben“, erläuterte Dr. Klier. Unter den restlichen Diagnoseanlässen wurde überwiegend eine vorhandene Symptomatik genannt, die zum Aufsuchen der Ärztin/des Arztes geführt hatte. Besonders interessant war der Vergleich der Tumorstadien bei Dia­gnosestellung zwischen den früherkannten Patient:innen (n = 4.653) und denjenigen, die andere Anlässe angegeben hatten (n = 4.153). Unter den früherkannten hatten 64,5 % bei Diagnose ein Prostatakarzinom im Stadium UICC I (58,1% bei den Erkrankten mit einer Diagnose aufgrund anderer Anlässe) sowie 8,5 % bzw. 16,6 % ein Stadium IV. Die Menschen mit Früherkennung wiesen demnach nur halb so viele Stadium-IV-Karzinome auf als die Erkrankten, deren Tumor aus anderen Gründen diagnostiziert worden war. „Das zeigt ganz klar: Früherkennung lohnt sich“, so Dr. Kliers Fazit.

Auch zu Prostatabiopsien liegen dem d-uo-Register bereits umfangreiche Daten vor, die laut dem Kollegen aber keine Aussagen zum Anlass der Biopsie, einer eventuellen Antibiotikaprophylaxe, dem gewählten Zugang (transrektal, perineal) zur Bildgebung oder Komplikationen/Hospitalisierungen erlauben.

Der d-uo-Datensatz zum Prostatakarzinom ist deshalb nach Dr. ­Kliers Auffassung nicht ausreichend, weil er „zu sehr an der Oberfläche kratzt“ und zu undifferenzierte Daten erhebe. Er warb bei seinen Kolleginnen und Kollegen deshalb dafür, sich am d-uo ProNAT – Nationalen Register Prostatakarzinom zu beteiligen, das seit Februar 2023 unter www.d-uo.de/studien/ aktiv ist. „Damit sind wir in der Lage, bis zu 250 Items zu erheben“. Dr. Klier hofft, in 2–3 Jahren differenziertere Daten zur Versorgungsrealität bei Menschen mit Prostatakarzinom vorlegen zu können.

Quelle:
Klier J. Jahrestagung 2023 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie; Vortrag V837 und V838