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Darmkrebs-Rückfälle mit ctDNA früher nachweisbar als im CT

Autor: Dr. Katharina Arnheim

Während sich im CT noch kein Rezidiv bemerkbar macht, könnte die ctDNA dieses 54-Jährigen bereits darauf hindeuten. Während sich im CT noch kein Rezidiv bemerkbar macht, könnte die ctDNA dieses 54-Jährigen bereits darauf hindeuten. © Science Photo Library/Zephyr
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Trotz potenziell kurativer Therapie entwickeln bis zu 30 % aller Patienten mit frühem kolorektalen Karzinom ein Rezidiv. Der Nachweis einer molekularen Resterkrankung könnte eine bessere Abschätzung des Risikos ermöglichen.

Mit einer früheren Rezidivdetektion geht eine zeitigere Behandlung und damit eine verbesserte Prognose von Patienten mit Darmkrebs einher. Ein vielversprechender Marker für den MRD*-Nachweis ist laut Dr. Tenna­ Vesterman­ Henriksen­ von der Abteilung für Molekulare Medizin der Universitätsklinik Aarhus die zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA).

Eine Gruppe um die Forscherin prüfte in einer retrospektiven Studie die Risikostratifizierung mittels ctDNA bei 280 CRC-Patienten der Stadien I bis III, die an chirurgischen Zentren in Dänemark und Spanien behandelt worden waren.1 165 Erkrankte hatten postoperativ eine adjuvante Chemotherapie erhalten, 48 entwickelten ein Rezidiv. Patienten ohne Rückfall wurden median rund 30 Monate lang beobachtet.

Die ctDNA-Detektion innerhalb von zwei Monaten nach der Tumorresektion erlaubte eine gute Trennung von Patienten mit niedrigem bzw. hohem Rückfallrisiko. So betrug die Rezidivrate bei positivem ctDNA-Nachweis 80 %, bei den ctDNA-negativen Patienten dagegen nur 13 %. Dr. Henriksen­ wies jedoch darauf hin, dass auch 20 % der ctDNA-­positiven Teilnehmer im Verlauf rezidivfrei blieben. Sie betonte, dass jeder von ihnen sich einer adjuvanten Chemotherapie unterzogen hatte. „Das Outcome dieser Patienten scheint durch die adjuvante Therapie modifiziert worden zu sein.“

Auch ein positiver ctDNA-Status nach adjuvanter Therapie erlaubte eine Stratifizierung von Patienten anhand des Rezidivrisikos. Die Rückfallrate in der ctDNA-negativen Gruppe betrug 12,5% gegenüber 83,3 % bei positivem Nachweis. Im längeren Follow-up von drei Monaten wurden einige der initial ctDNA-­negativen Patienten innerhalb mehrfacher Messung positiv. Deshalb erachtet Dr. Henriksen­ serielle ctDNA-­Messungen als vorteilhaft. Sie hätten eine höhere prädiktive Aussagekraft. Das Intervall zwischen ctDNA-Nachweis und computertomographischer Erkennung eines klinischen Rezidivs betrug median rund acht Monate.

Analyse von ctDNA besseres Prognosetool als die von CEA

Auch im Vergleich zur Bestimmung des Tumormarkers CEA** punktete die ctDNA-Messung. Der CEA-Spiegel nach OP und adjuvanter Therapie war im Gegensatz zur longitudinalen ctDNA-Bestimmung nicht prädiktiv für das rezidivfreie Überleben. Um die ctDNA-Messung in der klinischen Routine zu implementieren, sollte die Methode im Rahmen randomisierter Studien untersucht werden, empfahl Dr. Henriksen­ abschließend. So ließe sich prüfen, ob CRC-Patienten im Stadium I und Niedrigriskopatienten im Stadium II bei positivem ctDNA-Nachweis von einer adjuvanten Therapie – die in dieser Situation bislang kein Standard ist – profitieren. Umgekehrt könnte fehlende ctDNA im Stadium III für eine Deeskalation der Therapie sprechen.

* minimal residual diesease
** karzino-embryonales Antigen

1. Henriksen TV et al. 2021 Gastrointestinal Cancers Symposium (virtual); Oral Abstract Session; Abstract 11

Quelle: 2021 Gastrointestinal Cancers Symposium (virtual)

Unauffälliges CT eines 54-jährigen Patienten. Unauffälliges CT eines 54-jährigen Patienten. © Science Photo Library/Zephyr