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Nachsorge von Adenomen Kolon unter Kontrolle

Autor: Dr. Angelika Bischoff

In welchen Intervallen sollten Kontrollkoloskopien nach der Entfernung von Kolonpolypen stattfinden? In welchen Intervallen sollten Kontrollkoloskopien nach der Entfernung von Kolonpolypen stattfinden? © iStock/Andrey Shevchuk
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Nach dem Abtragen neoplastischer Polypen treten in der Folge bei jedem zweiten Patienten erneut Adenome auf. Dass es nach der Polypektomie Kon­trolluntersuchungen geben muss, steht daher außer Frage. Wie genau die endoskopische Nachsorge aussehen sollte, ist allerdings nicht ganz so eindeutig.

Darüber, in welchen Intervallen Kontrollkoloskopien nach der Entfernung von Kolonpolypen stattfinden sollten, bestimmen u.a. Anzahl, Größe und Histologie der entfernten Polypen. Die endoskopische Nachsorge sollte nach drei Jahren erfolgen, wenn ein oder zwei Adenome < 1 cm oder ein Adenom mit villöser Histologie oder High-grade-Dysplasie entfernt wurden. Dieselbe Empfehlung gilt auch, wenn es sich um drei bis vier kleine Adenome oder ein Adenom ≥ 1 cm gehandelt hatte. Ein kürzeres Nachsorgeintervall wird empfohlen bei ≥ fünf Adenomen, erklärte Dr. Gero­ Moog­, Marienkrankenhaus Kassel. Ein oder zwei Adenome < 1 cm ohne High-grade-Dysplasie erlauben, das Kontrollintervall auf fünf bis zehn Jahre zu strecken. Wird dann bei der Kontrolle kein schwerwiegenderer Befund erhoben, sollte die nächste Darmspiegelung nach zehn Jahren angesetzt werden.

Für den endoskopischen Rückzug genug Zeit nehmen

Neben der Zahl, Größe und His­tologie der Polypen spielen die familiäre Vorgeschichte, das Alter und Komorbiditäten (Adipositas, Diabetes) des Patienten sowie der Säuberungsgrad des Kolons eine wichtige Rolle als Risikokriterien. Auf Seite des Untersuchers hat u.a. dessen Erfahrung einen Einfluss. Dr. Moog ergänzte: „Wer nachmittags endoskopiert, entdeckt weniger Adenome als der Kollege, der seine Untersuchung ausgeschlafen am Vormittag durchführt.“ Auch auf die Vollständigkeit der Untersuchung und die Rückzugszeit (mindestens sechs Minuten) kommt es an, sowie auf die eingesetzte Technik. Untersucht werden sollte heute mit HD-Geräten und möglichst auch mit virtueller Chromoendoskopie.

Eine nicht vollständige Abtragung erhöht das Risiko für Intervallkarzinome. Vor allem flache Adenome und Adenome im rechten Kolon sind diesbezüglich schwierig und erfordern einige Erfahrung aufseiten des Untersuchers. Bei Polypen < 5 mm kann die Vollständigkeit der Resektion endoskopisch während der Indexuntersuchung beurteilt werden. Nach dem Abtragen größerer Adenome, bei denen sich die Vollständigkeit der Resektion his­tologisch nicht bestätigt, sollte nach sechs Monaten nachuntersucht werden. Bei flachen oder sessilen Adenomen, die in Piecemeal-Technik entfernt wurden, empfiehlt es sich, die Abtragungsstelle nach zwei bis sechs Monaten nochmals zu kontrollieren, weil ein erhöhtes Risiko für Lokalrezidive besteht.

Serratierte wie andere Adenome nachsorgen

Serratierte Adenome galten lange Zeit als Risikoläsionen bezüglich der Krebsentstehung. Dies scheint aber nur zuzutreffen, wenn sie gemeinsam mit fortgeschrittenen Hochrisikoadenomen gefunden werden. Wenn sie mit Niedrigrisiko-Adenomen auftreten, bedeuten sie kein erhöhtes Neoplasierisiko. Auch die Leitlinie behandelt serratierte Adenome in Bezug auf die Nachsorge nach Abtragung deshalb nicht anders als andere Adenome.

Beendet werden kann die Nachsorge etwa in einem Alter von 80 Jahren. Bei Komorbiditäten und verminderter Lebenserwartung auch früher. Denn High-grade-Adenome treten bei über 80-Jährigen seltener auf als bei Jüngeren. Gleichzeitig geht mit einer Koloskopie in dieser Altersgruppe ein erhöhtes Komplikationsrisiko einher.

In Deutschland machen Kontrollkoloskopien nach Polypektomie etwa 20 % aller Darmspiegelungen aus. Nach Einschätzung von Dr. Moog wird hierzulande bei Niedrig­risikoadenomen insgesamt zu viel kontrollkoloskopiert. In den Fokus sollten Patienten mit Hochrisikopolypen gerückt und vielleicht sogar häufiger als bisher untersucht werden.

Quelle: Kongressbericht Viszeralmedizin 2021