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Kolorektales Karzinom 45 ist das neue 50

Autor: Friederike Klein

Es wurde die Empfehlung ausgesprochen, das Koloskopie-Screening bereits mit 45 Jahren zu beginnen. Es wurde die Empfehlung ausgesprochen, das Koloskopie-Screening bereits mit 45 Jahren zu beginnen. © mi_viri – stock.adobe.com
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In den USA steigt die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms in jüngeren Altersgruppen immer weiter, während sie in höheren Altersgruppen eher abfällt. Daher wurde die Empfehlung ausgesprochen, das Koloskopie-Screening bereits mit 45 Jahren zu beginnen. Auch hierzulande gibt es Stimmen, die das fordern. Eine aktuelle Analyse untermauert dies.

Für Mitteleuropa zeichnet sich, ähnlich wie in den USA, in immer mehr Ländern ab, dass Menschen unter 50 Jahren zunehmend an Darmkrebs erkranken. Bei älteren sinkt dagegen die Inzidenz. ­Stefanie ­Josefine ­Hehl vom Universitätspital Zürich stellte Ergebnisse aus einer Kohorte von Personen vor, die sich in der gastroenterologischen Klinik in Zürich zwischen 2016 und 2021 einer Koloskopie unterzogen hatten. Retrospektiv hatten die Wissenschaftler:innen die Inzidenz von CRC und hochgradigen Dysplasien (HGD) zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr ausgewertet. 

Insgesamt erhielten in dem Studienzeitraum 2.846 Teilnehmende eine Koloskopie, darunter die Altersklassen 40–44 Jahre (n = 264), 45–49 Jahre (n = 366), 50–54 Jahre (n = 819) und 55–59 Jahre (n = 892). In der Gruppe der 50- bis 54-Jährigen war die Koloskopie zu 63 % im Rahmen des Screenings oder der Nachkontrolle erfolgt, bei den 45- bis 49-Jährigen nur in der Hälfte der Fälle. Letztere wiesen häufiger Symptome auf als ältere Personen, erklärte Hehl. 

Im Vergleich zu den 40- bis 44-Jährigen stieg die Inzidenz von CRC und HGD ab einem Alter von 45 und war in der Gruppe 45 bis 49 Jahre ähnlich hoch wie bei den 50- bis 54-Jährigen (Abb.). Auch wenn die Inzidenzen von CRC und HGD ab 45 Jahren mit 1,4 % der Koloskopien absolut niedrig ausfielen, so stiegen sie doch gegenüber jüngeren Personen deutlich. So stellte Hehl die Frage, warum die über 50-Jährigen gescreent werden, aber die über 45-Jährigen nicht. Niedriggradige Dysplasien erhöhen sich mit dem Alter fast linear und fanden sich in der Kohorte der 45–49-Jährigen in 41 % der Fälle. 

Frühere Vorsorge

Einen deutlichen Anstieg der frühen CRC konnten die Forschenden in dem kurzen Zeitraum von 2016 bis 2021 an ihrem Zentrum nicht ausmachen. Die HGD wurden aber häufiger – und das sind gerade die potenziellen Darmkrebsvorstufen, die in der Vorsorgekoloskopie entfernt werden können, betonte Hehl. Für sie steht fest: „45 ist das neue 50“. Ihre Ergebnisse seien allerdings nicht 1:1 auf die Allgemeinbevölkerung übertragbar: Die Teilnehmenden waren Spitalspatient:innen, teilweise symptomatisch, und entsprachen damit nicht einer durchschnittlichen, gesunden Screeningpopulation.

Quelle:
Hehl S. 49. Deutscher Koloproktologen-Kongress; Vortrag: „Inzidenz kolorektaler Karzinome in der Altersgruppe der 45–49-Jährigen: Zeit für eine Ausweitung des Screeningalters?“
49. Deutscher Koloproktologen-Kongress