Anzeige

Das Adipositas-Paradoxon ist aufgelöst

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp / Dr. Anja Braunwarth

Eine aktuelle populationsbasierte Studie entdeckt keinen Überlebensvorteil für Dickere. Eine aktuelle populationsbasierte Studie entdeckt keinen Überlebensvorteil für Dickere. © iStock/axeiz77
Anzeige

Langlebigkeit durch ein paar Speckröllchen zu viel auf den Hüften? Nein, ergab eine aktuelle Studie. Übergewicht schützt nicht vor kardiovaskulären Krankheiten – im Gegenteil.

Einige Untersuchungen der letzten Jahre deuteten darauf hin, dass kardiovaskulär Kranke Vorteile in Sachen Mortalität haben, wenn sie ein paar Kilo zu viel wiegen. Doch eine Bagatellisierung von „leichtem“ Übergewicht scheint nicht angebracht. Eine aktuelle populationsbasierte Studie entdeckt keinen Überlebensvorteil für Dickere und weist zusätzlich auf eine erhöhte Krankheitslast durch kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) hin.

Untersucht wurden die krankheitsspezifischen Daten von rund 190 000 US-Amerikanern, die zu Studienbeginn noch herzgesund waren, zwischen 1964 und 2015. In den Analysen zeigten die Übergewichtigen mit einem BMI von 25,0 bis 29,9 kg/m2 zwar eine den Normgewichtigen vergleichbare Lebensspanne, entwickelten aber zu einem früheren Zeitpunkt CVD und lebten dementsprechend über längere Zeit mit den Krankheiten und ihren Folgen.

Die Wahrscheinlichkeit für Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz sowie kardiovaskulär bedingten Tod lag bei übergewichtigen Männern um 21 %, bei übergewichtigen Frauen um 32 % höher gegenüber Normgewichtigen. Die Adipösen in dieser Alterspanne hatten ein noch weit größeres Risiko für CVD als die Dünnen – es kletterte um 67 % bei den Männern und um 85 % bei den Frauen, die Lebens­erwartung war in dieser Gruppe insgesamt verkürzt.

Die stärkste Assoziation bei den CVD-Subtypen bestand zwischen hohem BMI und Herzinsuffizienz. Mit der erwartungsgemäß schlechtesten Prognose müssen adipöse Personen mit einem BMI über 40 kg/m2 leben, schreiben Dr. Sadiya Khan vom Department of Medicine der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago und Kollegen.

Quelle: Khan SS et al. JAMA Cardiol 2018; online first