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Hochrisiko-Rektumkarzinom Das Rektum darf bleiben

DKK 2024 Autor: Elisa Sophia Breuer

Nur falls der Tumor erneut wächst, erfolgt eine radikale Resektion. Nur falls der Tumor erneut wächst, erfolgt eine radikale Resektion. © Orawan - stock.adobe.com
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Nach einer neoadjuvanten Radiochemotherapie kommt für manche Menschen mit Rektumkarzinom statt einer OP und künstlichem Darmausgang eine Watch&Wait-Strategie infrage. Bei Betroffenen scheint das Vorgehen beliebt zu sein.

Insbesondere für Erkrankte mit Hochrisiko-Rektumkarzinom ist momentan die totale neoadjuvante Therapie Standard, berichtete Prof. Dr.Ursula Nestle, Kliniken Maria Hilf, Mönchengladbach. Diese umfasst präoperative Radiatio oder Radiochemotherapie, konsolidierende Chemotherapie und OP. Aufgrund der hohen Rate von pathologischen Komplettremissionen kann jedoch eine Watch&Wait-Strategie eine Alternative zum künstlichen Darmausgang bieten, so die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Radiologische Onkologie (ARO) der DKG. 

Dieses Vorgehen begrüßen mehrere Arbeitsgruppen, darunter AIO und ARO. Unpublizierten Daten der Studie CAO/ARO/AIO-16 zufolge erreichen nach neoadjuvanter Therapie rund 40 % der Erkrankten mit gutem Ansprechen eine anhaltende klinische Komplettremission. „Die Hypothese ist, dass man 80 % dieser Patient:innen nicht operieren muss,“ bekräftige Prof. Nestle die Daten.

Aktuell läuft die Nachbeobachtung der Phase-3-Studie ACO/ARO/AIO-18.1 zum Rektumerhalt. Geprüft wird, ob eine kurzzyklige Radiotherapie im Vergleich zu einer konventionellen Radiatio bessere Ergebnisse erzielt. Wird eine dauerhafte klinische Komplettremission festgestellt, erhalten Betroffene in der Nachsorge eine engmaschige Kontrolle. Nur falls der Tumor erneut wächst, erfolgt eine radikale Resektion

„Wird eine Operation notwendig, ist die Prognose der Betroffenen nicht schlechter, als wenn sie sofort operiert worden wären“, erklärte die Expertin. Einen weiteren Vorteil sieht sie in der erhöhten Lebensqualität im Vergleich zur OP. Wie Prof. Nestle berichtete, ist die körperliche und kognitive Funktion verbessert, genauso wie die körperliche und emotionale Belastbarkeit bei einem gleichzeitig besseren allgemeinen Gesundheitszustand. Zudem treten weniger Probleme bei Stuhlgang und Funktion der Sexual- sowie Harnwege auf. Jedoch könnte das Vorgehen ein längeres Follow-up erfordern. 

Auch bei Patient:innen scheint Watch&Wait gut anzukommen. Die Mehrheit spricht sich einer Umfrage zufolge dafür aus, auch wenn es mit längerer Radiatio und damit einhergehenden Nebenwirkungen sowie einem intensivierten Follow-up einhergehen könnte. Selbst das Risiko eines Rezidivs nehmen die meisten in Kauf. 

Einen weiteren Beleg für die Beliebtheit sieht Prof. Nestle in der bereits abgeschlossenen Rekturierung von ACO/ARO/AIO-18.1. Diese wurde zwei Jahre früher als geplant erfolgreich beendet. Finale Studienergebnisse werden in zwei Jahren erwartet. 

Quelle: Nestle U. 36. Deutscher Krebskongress; Pressekonferenz der DEGRO „Innovationsfeld Strahlentherapie“, Vortrag „Organerhalt im Fokus: Welchen Mehrwert hat die Strahlentherapie (am Beispiel des Rektumkarzinoms)?