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Magenkarzinom Die passenden Screeningfrequenzen bei Gastritiden

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Die Überlebensrate bei einem Magenkarzinom hängt von dessen Stadium ab. Es kommt deshalb entscheidend auf die Früherkennung an. Die Überlebensrate bei einem Magenkarzinom hängt von dessen Stadium ab. Es kommt deshalb entscheidend auf die Früherkennung an. © iStock/peterschreiber.media
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Am höchsten liegt die Wahrscheinlichkeit für ein Magenkarzinom bei diffuser Atrophie und intestinaler Metaplasie in Antrum und Korpus. Für Patienten mit diesen Befunden wird ein Endoskopiescreening mindestens alle drei Jahre empfohlen. Wie sieht es bei anderen Konstellationen aus?

Das Magenkarzinom ist in unseren Breiten die fünfthäufigste Tumorentität. Während die Fünf-Jahres-Überlebensrate im Stadium IA immerhin 80 % beträgt, liegt sie über alle Stadien nur bei 20–30 %. Es kommt deshalb entscheidend auf die Früherkennung an, erklärte Dr. Serhat­ Aymaz­, GFO Kliniken Rhein, Bergisch Gladbach. Noch früher setzt das Screening auf Risikogastritiden an. Dazu zählen die Helicobacter-Gastritis, die Korpus-Gastritis, die Autoimmungastritis und die Riesenfaltengastritis.

Im Hinblick auf Kontrollintervalle spielt die Helicobacter-Gastritis nach erfolgter Eradikation keine Rolle mehr. Bei den anderen Formen hängt das Risiko für das Fortschreiten zum Karzinom vom Ausmaß und der Dauer der Inflammation ab (Inflammation-Karzinom-Sequenz nach Correa*).

Kumulative Fünf-Jahres-Inzidenz steigt auf 10 %

Die atrophe Gastritis ist gekennzeichnet durch eine blasse Schleimhaut mit durchscheinenden Gefäßen und Verlust der Falten. Histologisch findet man ein inflammatorisches Infiltrat aus Lymphozyten und Plasmazellen sowie einen Verlust der Drüsen. Während die kumulative Fünf-Jahres-Inzidenz des Adenokarzinoms ohne oder mit nur leichter atropher Gastritis 0,7 % beträgt, steigt sie bei schwerer atropher Gast­ritis auf 10 %.

Die gastrale intestinale Metaplasie fällt endoskopisch mit grauweißen erhabenen Plaques, tubulovillösen Schleimhautinseln und einer un­ebenen Schleimhaut­oberfläche auf, histologisch mit Enterozyten und Becherzellen. Auch die Metaplasie in Antrum und Korpus geht mit einem hohen Krebsrisiko einher, die fokale Metaplasie nur im Antrum mit einem deutlich geringeren.

Keine Kontrollen sind erforderlich bei Niedrigrisikogastritis (leichte Atrophie ohne Metaplasie nur im Antrum). Eine intestinale Metaplasie nur im Antrum oder nur im Korpus (intermediäres Risiko) bedarf nur dann einer Kontrolle alle drei Jahre, wenn ein familiäres Risiko oder andere Risikofaktoren wie Autoimmungastritis oder persistierende Helicobacter-pylori-Infektion hinzukommen. Für eine Atrophie oder intestinale Metaplasie in Antrum und Korpus (Hochrisikogastritis) gilt dieses Kontrollintervall generell. Verkürzt werden auf alle ein bis zwei Jahre sollte es, wenn es Verwandte ersten Grades mit Magenkarzinom in der Familie gibt. Dysplasien müssen in jedem Fall reseziert und danach jährlich kontrolliert werden.

Untersuchung soll mindestens sieben Minuten dauern

Um die Patienten richtig zuordnen zu können, sollen Biopsien bei jeder ersten Gastroskopie nach dem Sydney-Protokoll entnommen werden, d.h. ein- bis zweimal im Antrum, einmal in der Angulusfalte und zweimal im Korpus. Die Proben müssen getrennt eingeschickt werden. Die systematische Endoskopie soll mindestens über sieben Minuten laufen, da bei langsamem Vorgehen deutlich mehr Präkanzerosen entdeckt werden, als wenn man schneller endoskopiert.

Empfohlen wird die hochauflösende Weißlichtendoskopie plus virtuelle Chromoendoskopie, um eine hohe Sensitivität und Spezifität bei der Detektion präkanzeröser Läsionen zu gewährleisten. Mit der Zoom­endoskopie kann man Metaplasien und Dysplasien noch genauer voneinander abgrenzen. Die histologische Beurteilung erfolgt idealerweise mittels der Klassifikation nach OLGIM**.

Daten zum Karzinomrisiko bei Autoimmungastritis gibt es kaum. Auch die Empfehlungen zur endoskopischen Überwachung alle drei bis fünf Jahre sind deswegen nur eine schwache Kann-Empfehlung, so der Kollege. Noch unklarer sieht die Situation für die Riesenfaltengastritis aus, die aber eher häufigerer Kontrollen bedarf. 

* atrophe Gastritis > intestinale Metaplasie > intraepitheliale Neoplasie (Dysplasie) > Karzinom
** Operative Link on Gastritis Assessment based on Intestinal Metaplasia

Quelle: Kongressbericht Viszeralmedizin 2021