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Therapie bei Riesenzellarteriitis Eine Frage des Alters

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Die Riesenzellarteriitis ist die wohl häufigste Vaskulitis überhaupt. Betroffen sind in erster Linie ältere Frauen. Die Riesenzellarteriitis ist die wohl häufigste Vaskulitis überhaupt. Betroffen sind in erster Linie ältere Frauen. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.
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Welche Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf einer Riesenzellarteriitis hat das Patientenalter bei Diagnosestellung? Wie häufig sind Rezidive? Eine Kohortenstudie zeigt außerdem: Ältere Patienten sind womöglich mit Immunsuppressiva unterversorgt.

In welchem Alter haben Patienten, bei denen eine Riesenzellarteriitis festgestellt wird, eine gute Prognose? Wann ist besonders häufig mit Komplikationen zu rechnen? In einer Kohortenstudie haben Dr. Sara­ Monti­, Universität Padua, und Kollegen nachgeforscht, welche Bedeutung dem Alter zum Zeitpunkt der Diagnosestellung mit Blick auf klinische Manifestationen, Erkrankungsrisiko und Rezidivhäufigkeit zukommt. Die Untersuchung schloss 1.004 Patienten im mittleren Alter von 72 Jahren ein und lief über ein medianes Follow-up von 49 Monaten. Die Patienten wurden in drei Altersgruppen eingeteilt: ≤ 64, 65–79 und ≥ 80 Jahre.

Patienten ≥ 80 Jahre wiesen signifikant mehr kranielle Symptome und ischämische Komplikationen auf. Auch das Erblindungsrisiko war für sie mit 37 % signifikant höher als in der mittleren Altersgruppe oder bei den Jüngeren (18 % bzw. 6 %). Bei Patienten ≤ 64 Jahre waren auffallend häufig die großen Gefäße betroffen. Etwa die Hälfte aller Patienten erlitt Rezidive. Weder deren Häufigkeit noch die Zeit bis zum ers­ten Rückfall waren altersabhängig.

Zusätzliche Immunsuppressiva wurden bei älteren Patienten eher selten eingesetzt. Das könnte das erhöhte Risiko für Aortenkomplikationen in dieser Altersgruppe erklären, mutmaßen die Autoren. Patienten > 65 Jahren hatten zwei- bis dreimal häufiger Aortenaneurysmen oder -dissektionen. Von den therapieabhängigen Komplikationen traten nur schwere Infektionen bei den Älteren häufiger auf. Das relative Risiko hierfür erwies sich bei Menschen ≥ 80 Jahre im ersten Jahr der Therapie ver­glichen mit der Gruppe ≤ 64 Jahre um mehr als das 13-Fache erhöht. In den Folgejahren nahm es ab.

Das Auftreten von glukokorti­koidbedingten Komplikationen wie Hypertonie, Diabetes oder Osteoporose war vom Lebensalter bei Diagnosestellung unabhängig, das Sterberisiko hingegen war klar mit dem Alter assoziiert. Als weitere altersunabhängige Mortalitätsrisikofaktoren erwiesen sich kranielle und systemische Symptome.

Quelle: Monti S et al. Ann Rheum Dis 2023; 8: 1098-1106; DOI: 10.1136/ard-2023-223895