Anzeige

Allergologie Eine Sensibilisierung ist noch keine Allergie

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Eine erhöhte Immunantwort ist nicht gleich eine Allergie- es kann sich zunächst um eine Sensibilisierung handeln. Eine erhöhte Immunantwort ist nicht gleich eine Allergie- es kann sich zunächst um eine Sensibilisierung handeln. © Microgen – stock.adobe.com
Anzeige

Nach der Exposition genau diagnostizieren und dann immuntherapieren – klingt eigentlich recht simpel. Doch im Management von Allergien gibt es einige Fallstricke.

Anamnese plus Pricktest und spezifisches IgE sind die Säulen in der Diagnostik einer Typ-1-Allergie. Aber auch wenn sich klar eine Sensibilisierung nachweisen lässt, muss man zunächst die klinische Relevanz hinterfragen, mahnte PD Dr. Petra Zieglmayer von der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems. Inzwischen weiß man, dass schon die regelmäßige Exposition gegenüber bestimmten Allergenen sensibilisieren kann. Das konnten Studien zur Tierhaltung in früher Kindheit und zu Hausstaubmilben zeigen. Diese Sensibilisierungen haben aber nicht oder nicht regelhaft später zu Allergien oder Asthma geführt. 

Erschwerend kommt hinzu, dass z.B. Asthmatiker ganz ohne eine Sensibilisierung auf Allergene reagieren können, „sie haben einfach erhöhte Reizreaktionen“. Und in einer Studie mit Kindern, die man gegenüber Katzen exponiert hatte, fanden sich bei einer Reihe von ihnen spezifische Immunantworten, aber keine allergischen Reaktionen. „Eine Sensibilisierung ist noch keine Allergie, behandelt wird aber die Allergie“, betonte Dr. Zieglmayer.  

Tierhaar-Exposition erfolgt auch über die Kleider anderer

Im Zweifelsfall hilft also nur ein Provokationstest. Bestätigt der eine Allergie, kann man eine Behandlung aus den Bausteinen Karenz, supportive Maßnahmen und Immuntherapie anbieten. Mit der Karenz sei es so eine Sache, wie das Beispiel Haustier bei Kindern zeige: Der Verzicht im eigenen Heim bringt kaum etwas, wenn Mitschüler die Haare ihrer Vierbeiner an der Kleidung mit ins Klassenzimmer bringen.  

Eine Immuntherapie hat natürlich hohen Stellenwert bei Allergien. Erschwert wird sie, wenn Patienten auf mehrere Auslöser reagieren. Dann gilt es zunächst das Leitallergen, das die IgE-Reaktivität triggert, zu identifizieren und zu hoffen, dass es dafür ein entsprechendes Erzeugnis gibt. 

„Die Profile von Patient und Produkt sollten zusammenpassen, wenn die Therapie wirken soll“, konstatierte Dr. Zieglmayer. Optimal sei es, wenn das Präparat nicht nur das Majorallergen, sondern alle für den Betroffenen individuell relevanten Komponenten in ausreichend hoher Menge enthalte.

Quelle: Allergologie im Kloster 2023