Anzeige

Elektroakupunktur gegen den Hexenschuss?

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Anders als in der klassischen Variante werden die Nadeln bei der Elektroakupunktur zusätzlich mit einem geringen elektrischen Strom stimuliert. Anders als in der klassischen Variante werden die Nadeln bei der Elektroakupunktur zusätzlich mit einem geringen elektrischen Strom stimuliert. © iStock/Casanowe
Anzeige

Akupunktur soll gegen eine Vielzahl von Beschwerden helfen. Beim chronischen Rückenschmerz überzeugte sie bisher allerdings nicht. Eine Variante mit elektrischen Nadeln scheint dagegen in Ansätzen zu wirken.

Anders als in der klassischen Variante werden die Nadeln bei der Elektroakupunktur zusätzlich mit einem geringen elektrischen Strom stimuliert. Präklinischen Daten zufolge soll von ihnen eine stärkere analgetische Wirkung ausgehen. Dies nahmen Wissenschaftler der Stanford University nun zum Anlass, den Effekt in einer randomisierten Doppelblindstudie zu überprüfen. Eingeschlossen wurden 121 Erwachsene im mittleren Alter von etwa 46 Jahren, die seit mindestens sechs Monaten an einer chronischen Lumbago litten, aber keine Radikulopathie aufwiesen.

Coping und Hautfarbe entscheidend

59 Patienten erhielten eine echte Elektroakupunktur, die übrigen 62 wurden nur zum Schein genadelt. Die Behandlung erfolgte in zwölf Sitzungen, jeweils zweimal wöchentlich über sechs Wochen. Primärer Endpunkt war die Veränderung der Schmerzintensität im Zeitraum von zwei Wochen vor der Intervention bis zwei Wochen danach – gemessen im PROMISE-Pain-Intensity-Score.

Nach Adjustierung auf den Ausgangswert erzielte die Elektroakupunktur keine signifikant bessere Schmerzlinderung als die Placebonadeln. Anders im funktionellen Test, dem Disability Questionnaire, bei dem die heißen Nadeln statistisch signifikant überlegen waren. Zudem zeigten sich Unterschiede zwischen einzelnen Subgruppen. So scheint u.a. die Schmerzbewältigung eine wichtige Rolle zu spielen. Elektrisch genadelte Patienten, die mit ihren Beschwerden besser zurechtkamen, erreichten ein günstigeres Resultat im Funktionstest. Eine helle Haut war dagegen eher kontraproduktiv: Weiße Teilnehmer schnitten schlechter ab als schwarze.

Quelle: Kong JT et al. JAMA Netw Open 2020; 3: e2022787; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.22787