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Empathie verbessert das Behandlungsergebnis

Autor: Manuela Arand

 Mehr ärztliche Empathie gehe mit besseren Therapieergebnissen und höherer Patientenzufriedenheit einher. Mehr ärztliche Empathie gehe mit besseren Therapieergebnissen und höherer Patientenzufriedenheit einher. © iStock/Lordn
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Empathie sollte eine Kernkompetenz von allen Menschen sein, die in Gesundheitsberufen tätig sind. Sie kann gelernt werden, selbst wenn nur wenig Zeit zur Verfügung steht.

Empathie wird leicht mit Mitleid verwechselt. Es geht jedoch nicht darum, Bedauern für die Situation des Patienten zu empfinden und zu äußern, sondern sich in seine Gefühlslage zu versetzen und die gewonnene Erkenntnis ins eigene Reden und Handeln einfließen zu lassen. Dafür braucht man keine stundenlangen Arzt-Patienten-Gespräche. Empathie lässt sich binnen weniger Minuten vermitteln.

Empathische Menschen sind neugierig auf andere

„Der Trick dabei ist ein individuell angepasstes Herangehen, so wie wir auch die Pharmakotherapie dem Patienten anpassen“, sagte die klinische Psychologin Debra Reynolds-Sandford von der Universität Adelaide. Mehr ärztliche Empathie gehe mit besseren Therapieergebnissen und höherer Patientenzufriedenheit einher, das sei in Studien, Reviews und Metaanalysen wieder und wieder nachgewiesen worden.

Einige wenige Fähigkeiten machen empathische Menschen aus. Neugier auf andere ist eine, sich vorzustellen, was eine bestimmte Diagnose für den anderen bedeutet, eine zweite. Es kommt darauf an, vorgefasste Meinungen immer wieder zu überprüfen und dem Patienten aktiv zuzuhören. Will heißen: Seine Aussagen nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern widerspiegeln und nachfragen.

Versteht der Patient überhaupt, was man ihm gesagt hat? Ist er willens und in der Lage, die Empfehlungen umzusetzen? Möchte er jetzt über die Diagnose reden oder braucht er erst einmal eine Auszeit, um das Besprochene zu verdauen?

„Aktives Zuhören ist ein Skill, das jeder lernen kann, zur Not aus einem Tutorial im Internet, und es macht das Gespräch mit Patienten sehr viel einfacher“, betonte Reynolds- Sandford. Dazu gehört auch, dass der Arzt eigene Erfahrungen ins Gespräch einbringt. „Es hilft dem Patienten zu wissen, dass auch Sie nicht perfekt sind.“ Wahrscheinlich am schwierigsten: Versuchen Sie, sich auch in die Sicht von Menschen einzufühlen, die Ihnen widersprechen oder die Sie nicht mögen. Zum empathischen Umgang gehöre auch, dem Patienten zuzugestehen, dass er einen schlechten Tag hat. Insgesamt werde der Einfluss von Distress auf Adhärenz, Morbidität und Mortalität oft sträflich unterschätzt. Auslöser seien häufig, aber nicht immer Akutereignisse und Komplikationen im Krankheitsverlauf.

Vertraute einbeziehen schützt vor „Stellvertretertrauma“

Hat Empathie also nur Gutes? „Natürlich nicht“, sagte die Psychologin – außer für den Patienten. Bei Arzt und medizinischem Personal kann sich dagegen das „Stellvertretertrauma“ einstellen, wenn sie keine Skills entwickelt haben, das Mitleiden nicht zu nah an sich heranzulassen. Zu diesen Skills gehört das Reden mit Kollegen, Freunden und Familie. Kollegen, die Netzwerke haben, um die stressigsten und schwierigsten Fälle zu diskutieren, sind weniger gefährdet, ein Burnout zu entwickeln.

Quelle: ERS* International Congress virtual (* European Respiratory Society)