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Diabetisches Fußsyndrom Fertigfutter reicht der Wunde nicht

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Bei einem diabetischen Fuß ist eine ausgewogene Ernährung essenziell. Bei einem diabetischen Fuß ist eine ausgewogene Ernährung essenziell. © H.Brauer – stock.adobe.com
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Beim diabetischen Fußsyndrom dreht sich die Versorgung in erster Linie um die Wunde und die Stoffwechseleinstellung. Man sollte aber auch die Ernährungssituation der Patienten im Blick haben.

Schnell Nudeln gekocht, die Soße aus der Tüte dazugegeben: Was bequem den Hunger stillt, versorgt den Körper noch lange nicht mit den benötigten Nährstoffen.

Fertiggerichte stehen bei vielen hoch im Kurs – auch bei einem älteren Diabetiker, über den Prof. Dr. Diana Rubin vom Zentrum für Ernährungsmedizin und Diabetologie am Vivantes Klinikum Spandau berichtete. Wegen der Pandemie traute er sich nicht aus dem Haus, weder zum Arzt noch zum Einkaufen. Eine seit vier Wochen bestehende Wunde wurde vom Pflegedienst versorgt, ernährt hatte er sich überwiegend von Nudelgerichten mit Fertigsoße. Prof. ­Rubin riskierte einen Blick auf die Nährwerte solcher Soßen: 20 g Eiweiß – Patienten mit Wunden brauchen etwa 90 g/d – und 20 mg Vitamin C statt der benötigten 100 mg. Auch an Vitamin A und E mangelte es dem Tütenessen.

Studien zufolge haben Patienten mit einem diabetischen Fußsyndrom oft niedrige Spiegel von Vitamin C, Vitamin E und Selen. Defizite an Folsäure oder Vitamin A, D, E und B12 korrelierten mit einer schlechteren Wundheilung. Da aussagekräftige Daten fehlen, gibt es keine klaren Empfehlungen, was supplementiert werden muss.

Die Fragebogen sind viel zu umfangreich für die Praxis

Durch Wunden können täglich bis zu 50 g Eiweiß verloren gehen. Konsensuspapiere zum Dekubitus empfehlen Patienten eine Zufuhr von 1,2–1,5 g/d pro kgKG. Bei dia­betischer Nephropathie bestehen Einschränkungen, aber 1 g sollte es auch dann sein. Um den Bedarf zu erfassen, existieren Fragebogen wie das Mini Nutritional Assessment, das mit seinen 19 Punkten aber viel Zeit kostet.

Wichtig sind vor allem zwei Dinge: ausreichend Eiweiß sowie Obst und Gemüse. Isst der Patient täglich Milchprodukte, Fleisch oder Fisch und mindestens zweimal pro Woche Hülsenfrüchte oder Eier? Verzehrt er zweimal am Tag oder öfter Obst oder Gemüse?

Bei einseitiger, protein- bzw. vit­aminarmer Ernährung sollte man beratend tätig werden und ggfs. die Angehörigen einbeziehen. Als Praxistipp riet Prof. Rubin, zu jeder Mahlzeit eine Proteinquelle zu reichen, z.B. Geflügel, Fisch oder Quark, und Pflanzenöle zu verwenden, „die haben auch viel Vtamin E“. Man kann auch die Zahl der Mahlzeiten erhöhen, falls man ein Energiedefizit vermutet.

Quelle: 16. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft