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Nierenfunktion Bei Diabetes regelmäßig eGFR und Albuminausscheidung messen

Autor: Dr. Judith Lorenz

Etwa 40 % aller Menschen mit Diabetes entwickeln eine chronische Niereninsuffizienz. Etwa 40 % aller Menschen mit Diabetes entwickeln eine chronische Niereninsuffizienz. © Rudzhan – stock.adobe.com
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Sinkende glomeruläre Filtrationsraten und eine steigende Albuminausscheidung sind bei Diabetikern Alarmzeichen. Denn derartige Veränderungen gehen mit einem hohen Risiko für ernste kardiovaskuläre Ereignisse einher.

Menschen mit Diabetes sollten frühzeitig und regelmäßig ihre Nierenfunktion überprüfen lassen. Denn nimmt im Verlauf die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) ab, muss mit einem erhöhten Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) und Myokardinfarkte gerechnet werden. Eine Zunahme der Albuminausscheidung korreliert zudem bei beiden Geschlechtern mit einer erhöhten kardiovaskulären Mortalität und bei Frauen mit einem erhöhten Herzinsuffizienzrisiko. Zu diesem Ergebnis kommen niederländische Forscherinnen um Prof. Dr. Elisa Dal Canto von der Abteilung für experimentelle Kardiologie der Universität Utrecht nach Auswertung umfangreicher Langzeitdaten der „Hoorn Diabetes Care System“-Kohorte.

Etwa 40 % aller Menschen mit Diabetes entwickeln eine chronische Niereninsuffizienz, berichten Prof. Dal Canto und ihr Team. Diese Organfunktionsstörung beeinflusst in erheblichem Umfang – neben der Blutzuckerkontrolle, dem sozioökonomischen Status sowie traditionellen kardiovaskulären Risikofaktoren – die weitere Herz-Kreislauf-Gesundheit der Betroffenen. Welche Komplikationen im Einzelnen drohen, untersuchten sie an einem Kollektiv von 13.657 Diabetikern (98,9 % Typ-2-Diabetes, durchschnittliches Alter 62 Jahre). Alle Teilnehmer hatten zwischen 1998 und 2018 eine jährliche Untersuchung wahrgenommen, die u.a. eine Bestimmung der eGFR und des urinären Albumin-Kreatinin-Quotienten umfasste.

Am Ende einer Nachbeobachtungszeit von im Schnitt sieben Jahren zeigte sich: Unabhängig von anderen Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Dyslipidämie, der Medikation und der Albuminausscheidung erhöhten eine leicht bzw. mäßig bis stark reduzierte eGFR das Myokardinfarktrisiko um 52 % bzw. 69 % und das KHK-Risiko um 67 % bzw. 101 %. Eine leichte eGFR-Abnahme erhöhte ferner das Schlaganfallrisiko um den Faktor 2,53. Bei einer mäßigen bis starken Albuminurie stieg – ebenfalls unabhängig von Herz-Kreislauf-Risikofaktoren, der Medikation und der eGFR – bei Frauen und Männern das kardiovaskuläre Sterberisiko um 87 % bzw. 178 %. Einen signifikanten Zusammenhang zwischen einer hohen Albuminausscheidung und dem Herzinsuffizienzrisiko beobachteten die Wissenschaftlerinnen dagegen nur bei den weiblichen Personen der Kohorte (Hazard Ratio 2,79).

Weitere Studien müssen nun unter anderem klären, inwiefern diese Beobachtungen unter Präventions- und Therapieaspekten nützlich sein können, so die Forscherinnen.

Quelle: Dal Canto E et al. Diabetologia 2022; DOI: 10.1007/s00125-022-05826-y