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Flavonoide reduzieren womöglich das Demenzrisiko

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp

Da greift man doch gerne zu, besonders wenn Obst nicht nur gut schmeckt, sondern auch das Risiko einer Demenz reduziert. Da greift man doch gerne zu, besonders wenn Obst nicht nur gut schmeckt, sondern auch das Risiko einer Demenz reduziert. © iStock/potion
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Reichlich Obst, Gemüse und Tee auf dem Speiseplan könnte vor Alzheimer schützen. Worauf die Wahl dabei fällt, ist fast egal – solange ausreichend Flavonoide enthalten sind.

Wie wäre es, wenn sich das Risiko, eine Alzheimererkrankung zu entwickeln, mit einem großen Obstkorb einfach senken ließe? Zugegeben, so einfach ist die Rechnung am Ende vermutlich nicht. Die Ergebnisse einer neuen Langzeitstudie legen jedoch nahe, dass Personen, die jahrelang großzügig zu Beeren, Birnen und Äpfeln griffen, wesentlich seltener an einer Demenz erkranken.

Verantwortlich dafür scheinen die reichlich in einigen Obstsorten und im Tee enthaltenen Flavonoide zu sein. Zur Gruppe dieser sekundären Pflanzenstoffe zählen beispielsweise Flavonoidpolymere, die rot-blauen Anthozyane in Trauben und Beeren sowie Flavonole in Zwiebeln und Äpfeln. Diese drei Stoffe zeigten in der Auswertung der Daten von 2801 Personen eine besonders starke Assoziation zur Inzidenz von Alzheimererkrankungen und alzheimerähnlichen Demenzen.

Fast 20 Jahre umfasste die Spanne, in der die Teilnehmer regelmäßig untersucht und zu ihrer Ernährung befragt wurden. Zu Beginn der Erhebung waren sie im Schnitt 59 Jahre alt und kognitiv gesund. Im Verlauf der Nachbeobachtung entwickelten 193 Personen eine alzheimerähnliche Demenz, wovon 158 Fälle direkt auf eine Demenz vom Alzheimertyp zurückgingen.

Im Detail erkannten die Forscher um Esra­ Shishtar­ vom Nutritional Epidemiology Program der Bostoner Tufts University, dass Probanden, die mit fast 300 mg täglich die meisten Flavonoide zu sich nahmen, ein signifikant geringeres Risiko für eine alzheimerähnliche Demenz trugen als jene, die nur sehr geringe Mengen konsumierten (ca. 123 mg/d). Eine hohe Zufuhr von Flavonolen und Flavonoidpolymeren halbierte das Risiko im Vergleich nahezu, große Mengen an Anthozyanen gingen sogar mit einer um 76 % geringeren Erkrankungswahrscheinlichkeit einher.

Flavonoide fördern die Durchblutung im Gehirn

Ähnliche Effekte zeigten sich auch bzgl. des Risikos für eine Alzheimer­demenz, wobei der Unterschied zwischen einer hohen und geringen Zufuhr von Flavonoidpolymeren nicht signifikant ausfiel. Hinter den beobachteten Zusammenhängen vermuten die Autoren weniger die einst postulierten antioxidativen Eigenschaften der Flavonoide. Vielmehr schützen die Stoffe Neurone womöglich vor Toxinen und Entzündungen. Zudem verbessern Flavonoide und einige ihrer Metaboliten den zerebrovaskulären Blutfluss und induzieren so eine Angio- und Neurogenese.

Quelle: Shishtar E et al. Am J Clin Nutr 2020; DOI: 10.1093/ajcn/nqaa079