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Wissenschaftliche Publikationen Frauen in Forschung unterrepräsentiert

Autor: Sabine Mattes

Die wissenschaftlichen Arbeiten von Frauen sind denen von männlichen Autoren ebenbürtig, sie werden aber deutlich seltener zitiert. Die wissenschaftlichen Arbeiten von Frauen sind denen von männlichen Autoren ebenbürtig, sie werden aber deutlich seltener zitiert. © Olena – stock.adobe.com; Grispb – stock.adobe.com
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Bei der Frage, wie häufig ein hochrangig publizierter wissenschaftlicher Artikel zitiert wird, spielt offenbar nicht nur der Inhalt eine Rolle. Auch das Geschlecht der Autoren scheint einen Einfluss zu haben.

Auch heute noch gibt es im akademischen Bereich der Medizin gewaltige Geschlechterunterschiede. Professor Dr. Paula­ Chatterjee­ und Professor Dr. ­Rachel ­Werner von der University of Pennsylvania vermuten eine Ursache hierfür in der Zitierhäufigkeit. Wie oft ein Artikel zitiert wird, wird oft zur Bewertung der wissenschaftlichen Wirkung herangezogen und beeinflusst somit die akademische Zukunft eines Forschers.

Artikel von Frauen nur etwa halb so oft zitiert

Frauen sind in medizinischen Fachzeitschriften aber nicht so stark vertreten wie Männer – und werden auch seltener zitiert, so das Ergebnis ihrer Studie. Für ihre Arbeit zogen die Forscherinnen 5.554 Artikel aus fünf medizinischen Fachzeitschriften mit einem hohen Impact-Faktor heran. Sie untersuchten den Anteil weiblicher Autoren zwischen 2015 und 2018 und ermittelten die Häufigkeit der Zitationen.

Nur 36 % aller Erst- und 26 % aller Seniorautoren waren weiblich. Und egal ob erst- oder letztgenannt: Fand sich in der Autorenangabe eine Frau, wurde der Text deutlich seltener zitiert als mit einem Mann an der entsprechenden Stelle. Standen an erster und letzter Position in der Autorenliste Frauen, erreichte ein wissenschaftlicher Beitrag nur etwa halb so viele Zitationen wie einer mit männlichen Senior- und Erstautoren (33 vs. 59). ­

Eine faire Ausgangsbasis schaffen

Warum ist das so? Schreiben Frauen schlechtere Artikel? Davon sei nicht auszugehen, so die Autorinnen, da im Rahmen der Studie ausschließlich renommierte Zeitschriften betrachtet wurden. Vielmehr könnte ein Grund darin liegen, dass Frauen in sozialen Medien weniger präsent sind – ein Aspekt, der mit der Zitierhäufigkeit in Verbindung gebracht wird. Möglicherweise fokussieren sie sich auch eher auf Nischenthemen.

Aufgrund der Bedeutung der Zitierhäufigkeit für die akademische Karriere sei es wichtig, an diesem Punkt anzugreifen. Die Autorinnen sehen dabei auch die Verlage in der Verantwortung. Natürlich kratze man damit aber nur an der „Spitze des Eisbergs“ – auch an anderen Punkten müssten Veränderungen vorgenommen werden, um für Frauen eine faire Ausgangsbasis zu schaffen.

Quelle: Chatterjee P, Werner RM. JAMA Netw Open 2021; 4: e2114509; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.14509