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Früher Klappenersatz senkt Sterberisiko bei asymptomatischer Aortenstenose

Autor: Dr. Judith Lorenz

Die klinische Symptomatik allein stellt ein unzuverlässiges Kriterium zur zeitlichen Planung des operativen Klappenersatzes dar. Die klinische Symptomatik allein stellt ein unzuverlässiges Kriterium zur zeitlichen Planung des operativen Klappenersatzes dar. © iStock/HYWARDS
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Es gilt der Grundsatz, Patienten mit einer schweren Aortenklappenstenose erst dann zu operieren, wenn sie Symptome zeigen. Einer koreanischen Studie zufolge verbessert jedoch der frühzeitige Klappenersatz die Überlebensprognose der Betroffenen erheblich.

Wegen der Risiken bei der Operation wird Patienten mit Aortenstenose erst dann zum Klappenersatz geraten, wenn Beschwerden auftreten. Bei einer sehr schweren asymptomatischen Aortenstenose jedoch senkt ein frühzeitiger Klappenersatz die Gefahr perioperativer sowie späterer kardiovaskulär bedingter Todesfälle um mehr als 90 %, berichten Professor Dr. Duk-Hyun Kang vom Asan Medical Center der University of Ulsan in Südkorea und Kollegen.

Der Herzklappenfehler galt dann als schwer, wenn die Klappenöffnungsfläche ≤ 0,75 cm² war und zugleich die aortale Flussgeschwindigkeit ≥ 4,5 m/s oder der mittlere Druckgradient ≥ 50 mmHg betrug. Im Rahmen einer randomisierten Multicenterstudie behandelten die Kollegen 73 Betroffene innerhalb von zwei Monaten chirurgisch. Weitere 72 Patienten wurden als Kontrollgruppe konservativ versorgt und erst bei Auftreten von Symptomen und bei deutlicher Verschlechterung der echokardiographischen Parameter operiert oder mittels Transkatheter-Klappenersatz behandelt. Das war bei 74 % der Patienten der Fall. Der Überlebensvorteil bei chirurgischer Intervention hielt über einen Zeitraum von acht Jahren an. Den Berechnungen der Forscher zufolge müssen 20 Patienten operiert werden, um einen Herz-Kreislauf-Todesfall innerhalb von vier Jahren zu verhindern.

Die klinische Symptomatik allein stellt ein unzuverlässiges Kriterium zur zeitlichen Planung des operativen Klappenersatzes dar, meinen Dr. Patrizio Lancellotti und Mani A. Vannan von der Universität Lüttich in einem Kommentar.

Mehr Faktoren als nur die Symptomatik berücksichtigen

Sie schlagen eine Stadieneinteilung der schweren Aortenklappenstenose vor, die sowohl strukturelle und hämodynamische kardiale Veränderungen als auch den Wert für das B-natriuretische Peptid berücksichtigt und ein individuelles Vorgehen in Abhängigkeit von der Dynamik der Klappenerkrankung erlaubt. Die beiden Kollegen erwarten die Ergebnisse verschiedener großer randomisierter Studien, die die Frage des optimalen Interventionszeitpunkts bei der schweren, asymptomatischen Aortenklappenstenose klären sollen.

Quelle:
1. Kang DH et al. N Engl J Med 2020; 382: 111-119; DOI: 10.1056/NEJMoa1912846
2. Lancellotti P, Vannan MA. A.a.O.: 191-193; DOI: 10.1056/NEJMe1914382