Anzeige

Arthrose Gelenkverschleiß ist mit Asthma und Neurodermitis assoziiert

Autor: Dr. Franziska Hainer

Patient:innen mit Asthma oder Neurodermitis weisen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Arthrose auf. Patient:innen mit Asthma oder Neurodermitis weisen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Arthrose auf. © Dragana Gordic – stock.adobe.com
Anzeige

Gegen Arthrose gibt es bisher wenig medikamentöse Möglichkeiten. Vielleicht kann man in Zukunft Mastzellinhibitoren erfolgreich einsetzen: Eine US-amerikanische Studie deutet an, dass bei der Pathogenese atopische Mechanismen eine Rolle spielen.

Patienten mit atopischer Dermatitis (AD) oder Asthma bonchiale entwickeln laut einer US-amerikanischen Studie häufiger eine Arthrose. Liegen beide Erkrankungen gleichzeitig vor, erhöht sich das Arthroserisiko sogar noch weiter, berichten Dr. Matthew Baker von der Abteilung  für Immunologie und Rheumatologie an der Universität Stanford und Kollegen. 

Grundlage ihrer retrospektiven Kohortenstudie waren die Daten eines Versicherungsregisters (OPTUM CDM) und des Stanford Research Repository (STARR)-Registers. Eingeschlossen wurden Patienten ohne vorbestehende Arthrose, die Beobachtungszeit betrug mindestens fünf Jahre. 

Bei den 117.346 Patienten mit Asthma oder atopischer Dermatitis (AD) der OPTUM-Kohorte berechneten die Forscher eine Arthrose­inzidenz von 26,9/1.000 Personenjahren. In der Gruppe der gesunden Kontrollen (n=1.247.196) war die Arthrose mit einer Inzidenz von 19,1/1.000 Pesonenjahren seltener. Nach Berücksichtigung diverser Einflussfaktoren ergab sich ein um 58 % erhöhtes Arthroserisiko, wenn eine der beiden Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis vorlag (Odds Ratio, OR, 1,58). Hatten die Patienten Asthma und AD zusammen, war die Korrelation mit einem OR von 2,15 noch deutlicher. Im Vergleich zu COPD-Patienten wiesen diejenigen mit Asthma ein um 83 % erhöhtes Arthroserisiko auf.

In der STARR-Kohorte mit 43.728 Asthma- und AD-Patienten ermittelten die Wissenschaftler einen ­etwas schwächeren Zusammenhang. Nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und weiteren Faktoren stieg das Arthroserisiko bei Asthmapatienten oder Neurodermitispatienten um 47 % (OR 1,47) im Vergleich zu den Kontrollen. Litten die Patienten gleichzeitig an Asthma und AD betrug die OR 1,25.

Hintergrund der Assoziation zwischen Asthma/AD und Arthrose sind wahrscheinlich pathogene Gemeinsamkeiten. Zytokine und Mastzellen sind bei atopischen Erkrankungen beteiligt und stehen in Verdacht, auch bei der Entstehung  der Arthrose eine Rolle zu spielen. So lassen sich in der Synovia von ­Arthrosegelenken vermehrt aktivierte und degranulierte Mastzellen finden, und die Freisetzung von Tryptase und anderen Zytokinen führt zu Synovitis und Knochendestruktion. 

Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass bei der Entstehung der Arthrose auch atopische Mechanismen mitwirken. Falls dies der Fall ist, könnten Antiallergika wie Mastzellinhibitoren auch in die Therapie der Arthrose einziehen, resümieren die Autoren.

Quelle: Baker MC et al. Ann Rheum Dis 2023; DOI: 10.1136/ard-2022-223640