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Genetische Spurensuche bei kindlichen Tumoren

Autor: Josef Gulden

Fast 90 % der Patienten weisen therapeutisch beeinflussbare Mutationen auf. Fast 90 % der Patienten weisen therapeutisch beeinflussbare Mutationen auf. © iStock/Bill Oxford
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Bei vielen pädiatrischen Tumoren waren bisher kaum therapeutische Fortschritte zu verzeichnen. Das könnte sich mithilfe von Next Generation Sequencing ändern.

Da bei vielen Tumortypen eine immer stärkere molekulare Heterogenität gefunden wird, findet das Prinzip der tumoragnostischen Behandlung immer mehr Verbreitung. Dabei wird eine Therapie nicht primär aufgrund des histologischen Ursprungs der Erkrankung gewählt, sondern nach den molekulargenetischen Charakteristika. Ein kanadisches Forscherteam startete daher die Pilotstudie TRICEPS, mit der solche Veränderungen bei Kindern und Heranwachsenden mit schwer behandelbaren Tumoren gesucht werden sollten.

Im Verlauf von knapp vier Jahren wurden 84 Patienten im Alter von 1–21 Jahren (medianes Alter 10,1) mit rezidivierten oder refraktären Tumorerkrankungen eingeschlossen. Bei 62 von ihnen standen genug Tumormaterial und gesundes Gewebe zur Verfügung, um das gesamte Exom sowie die Tumor-RNA zu sequenzieren. Anschließend wurde in einer umfassenden bioinformatischen Auswertung nach Punktmutationen, Genfusionen, differenzieller Genexpression und Veränderungen der Kopienzahlen gesucht. Ein Expertenteam wertete die Ergebnisse aus, die als Bericht einem multidisziplinären molekularen Tumorboard vorgelegt wurden.

Da es sich um eine Pilot- und Machbarkeitsstudie handelte, wurden auch die Abläufe protokolliert. Der gesamte Prozess von der Isolierung der DNA bzw. RNA über die Sequenzierung bis zum Abschluss der Datenanalyse dauerte im Median 24 Tage, wobei die Spannbreite mit 4–41 Tagen sehr weit ausfiel, so die Autoren.

Bei 54 der 62 auswertbaren Patienten wurden genetische Veränderungen detektiert, die potenziell als Ziele für verfügbare therapeutische Verfahren infrage kamen. Entsprechende therapeutische Maßnahmen wurden letztendlich bei 22 dieser Patienten ergriffen.

Keine längere Beobachtung der behandelten Patienten

Das hier angepeilte Vorgehen erscheint nach diesen ersten Erfahrungen machbar, resümieren die Studienautoren. Die Erstellung eines solchen molekularen Profils ermöglicht grundsätzlich die Identifizierung von Veränderungen, die als therapeutische Angriffspunkte dienen könnten. Das Studiendesign hatte keine langfristige Nachverfolgung der auf dieser Grundlage behandelten Patienten vorgesehen. Die Forscher geben sich jedoch überzeugt, dass diese Art von Studien in Zukunft häufiger durchgeführt wird. Daraus könnten sich ihrer Ansicht nach neue Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Therapie von schwierig zu behandelnden kindlichen Tumorerkrankungen entwickeln. 

Quelle: Khater F et al. JAMA Netw Open 2019; 2: e192906