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Therapie von akuter Leukämie Gerade Konferenz-Abstracts brauchen Transparenz im Hinblick auf Nebenwirkungen

ASH 2022 Autor: Friederike Klein

Eine neue Studie zeigt, dass Toxizitäten  in Konferenz-Abstracs oftmals verharmlost werden oder gar nicht darüber berichtet wird. Eine neue Studie zeigt, dass Toxizitäten in Konferenz-Abstracs oftmals verharmlost werden oder gar nicht darüber berichtet wird. © tintinmama – stock.adobe.com
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Toxizitäten werden in Konferenz-Abstracs oftmals verharmlost oder es wird erst gar nicht darüber berichtet. Das legt eine neue Studie nahe, die verschiedene Publikationen der vergangenen ASH Annual Meetings unter die Lupe nahm.

Abstracts von Studien zur Therapie von akuten Leuk­ämien, die anlässlich der ASH-Jahrestagungen 2017 bis 2021 präsentiert wurden, stellen die Toxizität häufig nicht objektiv dar. Das demonstrierte eine Analyse von Prof. Dr. Nicole M. ­Kuderer, University of Washington Medical Center, Seattle, und Kolleg:innen. Eingeschlossen wurden 40 Abstracts, die 35 Untersuchungen zu systemischen Therapien, vier zu Interventionen rund um eine allogene Stammzelltransplantation und eine zur autologen Stammzelltransplantation umfassten. Jedes vierte Abstract enthielt keine Angaben über unerwünschte Ereignisse (AE), berichtete Prof. Kuderer. Ernste AE wurden in etwa der Hälfte genannt (n = 21, 52,5 %), fatale in 15 (37,5 %).

Verharmlosung von Toxizitäten

Eine abmildernde Darstellungsweise der Toxizität interessierte die Forschenden besonders. Die Referentin nannte Begriffe wie „tolerabel“, „beherrschbar“, „akzeptabel“ oder „vorteilhaft“ irreführend, da diese Kategorien individuell sehr unterschiedlich bewertet werden. So können auch Nebenwirkungen des Grads 1 oder 2 den Betroffenen sehr stark belasten. „Machbar“, „sicher“ und „begrenzt“ nannte sie problematisch, weil es keinen definierten Schwellenwert für diese Kategorien gibt. Auch hier kann die Beurteilung patient:innenindividuell sehr unterschiedlich sein. 

Bei 26 Abstracts (65 %) war die Darstellung der Toxizität unzulänglich. Der Bericht zu AE fehlte entweder oder die Angaben beinhalteten minimierende, nicht objektive Ausdrücke. Am häufigsten wurden die Begriffe „tolerabel“ (17,5 %), „akzeptabel“ (10 %) und „sicher“ (7,5 %) verwendet. Die Abstracts mit solch positiv wirkenden Begriffen waren dabei keineswegs die mit der geringsten Toxizität. Die Rate der AE des Grads ≥ 3 und der schweren AE betrug hier im Mittel 65,0 %, bei Publikationen ohne solche Ausdrücke 62,9 %. Über fatale Nebenwirkungen wurde in 7,8 % bzw. 6,2 % berichtet. Ähnliche Ergebnisse beobachteten die Forschenden für Abstracts über weitere Entitäten wie Lymphome und Multiples Myelom. Prof. Kuderer schlug vor, konkrete Regeln für eine standardisierte Darstellung von Toxizität in Abstracts einzuführen. 

Quelle:
Kuderer NM et al. 64th ASH Annual Meeting; Abstract 129