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Morbus Crohn Gesunde Kost kann helfen

DGIM 2022 Autor: Dr. Anja Braunwarth

Eine Eliminationsdiät kann zur Remission des Morbus Crohn beitragen. Eine Eliminationsdiät kann zur Remission des Morbus Crohn beitragen. © iStock/selvanegra
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Im akuten Schub eines M. Crohn kommt oft noch standardmäßig die Sondenkost zum Einsatz, Dass das nicht immer der Fall sein muss, zeigen aktuelle Studien.

Die richtige Ernährung ist ein wichtiger Baustein des M.-Crohn-Managements. Im akuten Schub führt z.B. eine ausschließliche Sondenkost bei 60 % der Betroffenen zur Besserung. Das berichtete Prof. Dr. ­Johann ­Ockenga von der Medizinischen Klinik II am Klinikum Bremen-Mitte in seinem Vortrag, den stellvertretend Prof. Dr. ­Yurdagül Zopf vom Hector-Center für Ernährung, Bewegung und Sport am Universitätsklinikum Erlangen vor Ort präsentierte. Für Kinder ist die enterale Ernährung in der akuten Phase Standard. Inzwischen wurde aber auch untersucht, wie sich eine Eliminationsdiät (Crohn‘s Disease Exclusion Diet, CDED, s. Kasten) auf den M. Crohn auswirkt.

So funktioniert die CDED:

vermeiden:

  • tierische Fette
  • Weizen
  • Milchprodukte
  • rotes Fleisch
  • Emulgatoren (prozessierte Lebensmittel)
  • Maltrodextrin

hinzufügen:

  • Früchte
  • Gemüse
  • Ballaststoffe (18–20 g)

In einer pädiatrischen Studie bekamen 40 Kinder mit mildem bis moderatem Crohn im akuten Schub eine CDED plus partielle Trinknahrung, 34 eine komplette enterale Sondenkost. Nach sechs Wochen waren 75 % der Kinder aus Gruppe 1 in einer steroidfreien Remission gegenüber 59 % in Gruppe 2. Die Remission unter CDED plus partielle Trinknahrung ging mit einer anhaltend reduzierten Entzündung und antiinflammatorischer Beeinflussung des Mikrobioms einher. „Wir erreichen also auch ohne Sonde eine Remission“, unterstrich Prof. Zopf.

Das Konzept wurde ebenso bei Erwachsenen mit moderater Krankheitsaktivität geprüft. Sie erhielten über 24 Wochen eine CDED oder CDED plus partiell enterale Ernährung. Nach sechs Wochen waren 13 der 19 Patienten (68 %), die CDED plus partielle enterale Ernährung bekommen hatten, in klinischer Remission. Im Vergleichskollektiv kamen 12 von 21 (57 %) an diesen Punkt. Zwölf Patienten aus der ersten Gruppe und acht aus der zweiten blieben bis Woche 24 in Remission. Daraus zogen die Autoren den Schluss, dass sich die CDED in jedem Fall auszahlt.

Laut Prof. Ockenga startet eine CDED am besten schon mit der Erstdiagnose. Darüber hinaus rät er Crohn-Kranken, die Nahrungsaufnahme vorausschauend zu planen, Kantinen zu meiden und sich Speisen möglichst selbst zuzubereiten. Zur Unterstützung könne man ihnen durchaus Rezeptideen mitgeben oder eine Ernährungsfachkraft einschalten, so der Experte. Er räumte ein, dass die Umsetzung in der Praxis durchaus anspruchsvoll sei und eine CDED ohne zusätzliche Trinknahrung kaum den Bedarf decke. Somit besteht die Gefahr der Malnutrition, außerdem kann eine mangelnde Adhärenz Probleme bereiten. Im Auge behalten sollte man zudem die Gefahr einer Ororexie, also den Zwang zum gesunden Essen. „Wir dürfen die Patienten nicht wahnsinnig machen“, mahnte auch Prof. Zopf. Und natürlich bleibt im akuten Schub oder bei einer Stenose eine Sondenkost weiterhin hilfreich und oftmals unverzichtbar.

Kongressbericht: 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin