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GHB-Vergiftung nach Medikamentenmissbrauch – Schnelltest könnte Notfälle abklären

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp

Gamma-Hydroxybuttersäure wird therapeutisch vor allem bei Narkolepsie eingesetzt, ist aber auch in der Partyszene verbreitet. Gamma-Hydroxybuttersäure wird therapeutisch vor allem bei Narkolepsie eingesetzt, ist aber auch in der Partyszene verbreitet. © iStock/innovatedcaptures
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Weist ein Patient in der Notaufnahme schon fast komatöse Bewusstseinseintrübungen auf, kann dies auf eine Intoxikation mit Gamma-Hydroxybuttersäure hindeuten. Die auch als „Liquid Ecstasy“ bekannte Droge erfreut sich v.a. in der Partyszene einiger Beliebtheit.

Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB) wird therapeutisch vor allem bei Narkolepsie eingesetzt, ist aber als zentraldämpfende Substanz auch in der Partyszene verbreitet. Der Missbrauch kann in einer Notfallsituation enden, versorgende Ärzte haben aber bei mäßig bis schwer bewusstseinseingetrübten Patienten selten eine GHB-Intoxikation auf dem Schirm. Bewertet man nur die klinische Erstuntersuchung wird diese Differenzialdiagnose zu etwa 40 % übersehen.

Das zeigt eine prospektive Beobachtungsstudie aus einer Notfallambulanz in Amsterdam. Einbezogen waren 506 Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 34 Jahren, von denen 100 positiv auf GHB getestet wurden. Im Vergleich zu den negativ getesteten Notfallpatienten waren die GHB-Konsumenten deutlich stärker eingetrübt (niedrigerer GCS-Score), hatten u.a. einen niedrigen Blutdruck bzw. Puls und zeigten häufiger Co-Intoxikationen mit anderen berauschenden Stoffen. Vor allem Alkohol und GHB-synergistische Substanzen wie Benzodiazepine oder THC verschleierten die Intoxikation.

Bisher nur Urintest zur Diagnosesicherung

Leider fehlt derzeit ein GHB-Schnelltest, der in der Praxis rasch Klarheit schaffen und ein zielgerichtetes Vorgehen ermöglichen würde, schreiben die Notfallmediziner. Das könnte den oft stark eingetrübten Patienten einen unnötig langen Krankenhausaufenthalt sowie überflüssige Untersuchungen ersparen. Bisher erfolgt die Diagnosesicherung durch einen qualitativen Urintest, der allerdings keine Auskunft über das Ausmaß der Vergiftung und damit mögliche Komplikationen gibt. Hilfreicher für die Abklärung wären GHB-Serumspiegel, die gut mit dem klinischen Zustand der Patienten korrelieren, erklären die Studienautoren.

Quelle: Smits T et al. Emerg Med J 2021; DOI: 10.1136/emermed-2020-209577