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Blasentumor und Prostatahyperplasie TURB plus TURP scheint sicher

DGHO 2022 Autor: Friederike Klein

Eine Metaanalyse verdeutlichte, dass die simultane transurethrale Resektion von Blasentumor und Prostata möglicherweise das Risiko für ein Rezidiv senkt. Eine Metaanalyse verdeutlichte, dass die simultane transurethrale Resektion von Blasentumor und Prostata möglicherweise das Risiko für ein Rezidiv senkt. © Orawan – stock.adobe.com
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Die simultane transurethrale Resektion von Blasentumor und Prostata – kurz TURB und TURP – scheint das Risiko für ein Blasenkarzinomrezidiv oder einen Progress nicht zu erhöhen. Das verdeutlichte bereits im letzten Jahr eine Metaanalyse. Möglicherweise sinkt sogar das Risiko für ein Rezidiv.

Die Datenlage zu der Fragestellung, wie sich das Rezidivrisiko nach TURB und TURP verhält, war bislang heterogen, meinte Dr. Ekaterina­ Laukhtina. Sie koordiniert mit Kolleg:innen an der urologischen Universitätsklinik in Wien Studien zum Thema Prostata und Blase. Das Team prüfte retro­spektiv die onkologische Wirksamkeit und Sicherheit der gleichzeitig durchgeführten TURB und TURP anhand von Daten aus zwölf europäischen Kliniken.

Von 839 Männern, die eine Behandlung aufgrund eines Blasentumors erhalten hatten, waren 643 (77 %) einer TURB unterzogen worden, 196 (23 %) einer TURB mit gleichzeitiger TURP. Der einzige signifikante Unterschied in den Charakteristika der beiden Gruppen bestand in einem höheren Anteil von Patienten mit vorausgegangener Harnblasenkrebsdiagnose in der kombinierten Therapiegruppe (42 % vs. 19 %; p < 0,001). Das Prostata­volumen betrug im Median 49 m³.

Intraoperative Komplikationen traten insgesamt ähnlich häufig auf. Zu einer Harninkontinenz nach sechs Monaten kam es selten (TURB: 0 %, TURB plus TURP 1,5 %; p = 0,04), zu einer Harnwegsinfektion bei 1,1 % der Männer nach TURB und bei 4,5 % nach TURB plus TURP (p = 0,007).

Das progressionsfreie Überleben ähnelte sich nach einer medianen Beobachtungsdauer von 42 Monaten in beiden Gruppen. Überraschenderweise fanden die Forschenden um Dr. ­Laukhtina allerdings ein deutlich verlängertes rezidivfreies Überleben durch den kombinierten Eingriff (Rezidivrate 28 % vs. 46 %; p < 0,001). Insbesondere Rezidive am Blasenhals kamen häufiger unter alleiniger TURB vor. Auch mittels Propensity-Score-Matching-Analyse zur besseren Vergleichbarkeit von Patienten beider Gruppen fand sich eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für ein längeres rezidivfreies Überleben nach TURB plus TURP (HR 0,34; 95%-KI 0,23–0,49; p < 0,001). Die Analyse nur der Personen mit besonderem Rezidivrisiko aufgrund eines multifokalen Tumors und/oder einer Tumorgröße von mehr als 3 cm bestätigte ebenfalls ein längeres rezidivfreies Überleben bei TURB/TURP im Vergleich zur alleinigen TURB.

Daher sollte die gleichzeitige OP bei Männern unabhängig von Blasentumor-Risikofaktoren erwogen werden, wenn auch eine Prostatahyperplasie vorliegt. „Wir müssen keine Angst davor haben“, sagte Dr. ­Laukhtina. „Für Patienten ist das sicherer als zwei getrennte Prozeduren, und dieses Vorgehen könnte sogar das Rezidivrisiko senken.“ Es lässt sich nur spekulieren, wodurch das Risiko für Rezidive bei TURB plus TURP verringert ist. Denkbar wäre laut Dr. ­Laukhtina beispielsweise, dass der Harnrückstau bei BPH das Rezidivrisiko beeinflusst und durch die gleichzeitige TURP verringert wird.

Quellen:
Laukhtina E et al. Jahrestagung 2022 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie; Vortrag 629